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An Friedrich Heinrich Jacobi

Du hast sehr wohl gethan, mein lieber, mich nochmals mit einem Briefe heimzusuchen, ich befinde mich [55] noch hier und werde vielleicht noch eine Woche bleiben. Aus einer Gewohnheit mag ich mich gar nicht gerne entfernen und so giebts allerley Vorwand. Die Spritze sollst du haben, ich will dir gleich meine einpacken lassen. Denn der Meister ist ein Zauberer besonders wenn von kleinen Spritzen die Rede ist an denen wenig verdient wird. Ich besorge daß man sie mit einem Fuhrmanne abgehen läßt.

Dein Wagen steht nun auch noch hier und ich weiß nicht wie ich ihn wegschaffen soll. Er ist gut aber sehr schwer daß ich drey und vier Pferde zu nehmen genöthigt war. Sollte man ihn nicht lieber verkaufen. Zwar über 50 rh. giebt man nicht dafür, ich habe mich schon erkundigt, sage mir deine Meynung.

Mein Wägelchen steht noch in Coblenz wie mir Krahe schreibt. Ich wollte du ließest es kommen, denn es ist immer noch den Transport werth und dient dir wohl noch einmal dir einen Gast vom Halse zu schaffen. Sage mir auch darüber was du thun willst.

Beyliegende Note berichtet dich über das Schweizer Papier.

Max hat sich gleich recht gut gefunden, ich war einige Tage in Jena und habe mich über ihn gefreut. In seinem Fache wird es ihm an guter Leitung und gründlichem Unterricht nicht fehlen.

Von Franckfurt schreibe ich gleich.

[56] Du kannst dencken wie ich fleißig war. Reinicke ist fertig, in Zwölf Gesänge abgetheilt und wird etwa 4500 Hexameter betragen. Ich schicke dir bald wieder ein Stück. Ich unternahm die Arbeit um mich das vergangne Vierteljahr von der Betrachtung der Welthändel abzuziehen und es ist mir gelungen.

In meinen Natur Betrachtungen bin ich auch weiter gekommen.

Grüße alles. Von Franckfurt schreibe ich und sollt ich mercken daß das Kriegswesen gar zu wilden Einfluß auf mein zartes Herz äussert, so werde ich wohl den Rhein wieder hinunter schwimmen müssen um Lehnchens calmirender Hand mich zu unterwerfen.

Lebe wohl und liebe mich.

W. d. 2. May 93.

G.


Das Papier werdet ihr von Basel immediat oder wenigstens von Franckfurt zu ziehen haben.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1793. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-910D-4