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An Christiane von Goethe

Da man euch liebenswürdige, Ungethüme doch einmal nicht los wird, man mag sich stellen wie man will, so soll es mir recht angenehm seyn zu hören, daß ihr in der Sonne glücklich angekommen seyd. Laßt mir es melden, und wenn es schön Wetter ist, so kann der Morgen noch zu Spaziergängen und Besuchen, ist es häßlich, zu Revision meiner kleinen Haushaltung angewendet werden. Ich bin sehr zufrieden mit Heinrichen und der Köchinn, ja der Ernst, womit wir die Sache treiben, ist eine Lust und Spaß. Um nicht aus dem Gleise zu kommen, habe ich einen Karpen von Winzerle für mein Geld kommen lassen und die Pohlnische Sauce gleich aus der Tasche bezahlt. Das dient zur Unterhaltung, will aber zugleich soviel sagen, daß ihr [125] hoffentlich soviel mitbringen werdet, um die genaue Wirthschaft für das herrliche Gastmahl zu entschädigen, welches euch bereitet ist, und das ich so eben mit der Köchinn verabredet habe.

Ein Brief, den du inzwischen erhalten hast, hat dir gesagt, daß ich mich wenigstens für den Augenblick an den Languedoc halten muß. Bringe also von diesem ein halb Dutzend Flaschen mit, von dem Elsasser dagegen können wir einige mit zurück nehmen.

Es ist mir sehr angenehm, daß wir gerade am Ende von diesen acht Tagen alles besprechen können. Wenn es sich fortsetzen läßt wie es angekommen ist, so kann es von den schönsten Folgen seyn. Nur bedaure ich euch freylich, daß ihr in Absicht auf die Küche nun leidet; doch kann es euch in diesem Puncte niemals so schlimm ergehn als es mir ergangen ist.

Ein herzliches Lebewohl auf baldiges Wiedersehn.

Jena den 6. Nov. 1812.

G.


Nachschrift.

Gestern Abend habe ich auch Minchen wieder gesehn. Ich überließ es dem Zufall wie ich mit ihr zusammen kommen sollte. Der hat sich auch recht. Sie ist nun eben um ein paar Jahre älter. An Gestalt und Betragen u.s.w. aber immer noch so hübsch und so artig, daß ich mir gar nicht übel nehme, sie einmal mehr als billig geliebt zu haben.

[126] Überhaupt kommt mir dießmal in Jena alles völlig wie vor mehreren Jahren vor. Knebel ist ganz allerliebst, und eine gewisse vernünftige Thätigkeit und Denkweise scheint wieder aufzutauchen, da wir bisher unter Bestialitäten mancherley Art gelitten haben. Wenn des guten Voigts Coffre nicht wäre, so wüßte ich nichts zu wünschen, denn was meine Arbeiten betrifft, so ist für die kurze Zeit genug geschehn.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9129-4