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An Gräfin Josephine O'Donell

Vom 11. Februar an, wo sich mir eine schwere Krankheit ankündigte, bis zum 11. May, da wir einen frohen Tag begingen, die Genesung unserer herrlichen Großherzogin zu feyern, indessen gerade in jener Epoche auch unser Fürst von Zeit zu Zeit krankhaft bedroht war, hatte ich eine Reihe von körperlichen und geistigen Leiden zu erdulden, die kaum zu übertragen schienen; ich fand mich so gedrängt und gedrückt, als ich mich kaum je gefühlt, und mein ganzer Antheil war durch das Nächste verschlungen.

Nun da ich wieder freyer umherblicke, erquickt mich höchlich ein herzlicher Gruß aus der Ferne, ohne daß ich durch eine ausführliche Erwiderung mich dankbar erweisen könnte; nehmen Sie daher, meine Theuerste, dieses Lebenszeichen freundlich auf, wie ich es zu geben vermag, der ich kaum von der Nachtseite zurückgekehrt [49] mich auf der Tags- und Sonnenseite schon wieder vom wirbelnden Leben ergriffen fühle.

Herzlich wünsche, daß Ihnen alles wohl gelinge, und daß Sie mein in treuer Liebe und Freundschaft gedenken.

wahrhaft anhänglich

Weimar den 19. May 1823.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Gräfin Josephine O'Donell. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9159-7