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An Joseph Sebastian Grüner

Ew. Wohlgeboren.

Nach einer für mich freylich sehr bedenklichen Zeit, will sich auch wieder einmal ein Lebenszeichen gar wohl geziemen, besonders da die Wochen herankommen, in welchen ich Sie persönlich zu begrüßen hoffe.

Kaum war ich von einer schweren Krankheit genesen, als unsere angebetete Großherzogin gleichfalls von einem bedeutenden Übel überfallen wurde, von[39] welchem wir sie nur seit einigen Tagen befreyt sehen. Was alles von weimarischen Freunden dieses Jahr nach Böhmen ziehen wird, ist hoch ungewiß, von mir selbst kann ich es auch noch nicht entschieden behaupten.

Lassen Sie übrigens sich beykommende Blätter willkommen seyn und senden solche nach Ellbogen, mit meinen besten Empfehlungen. Das ganze Heft, wenn es beysammen ist, erhalten Sie zu gleich freundlicher Aufnahme.

Möchte dem schwer vom Schicksal belästigten Fürnstein diese vorläufige Anerkennung, einiges Vergnügen machen und seine Gönner zu Herausgabe auserlesener Gedichte veranlassen. Will er noch eins auf meinen Rath unternehmen, so würde mir ein Weberlied ausbitten, zu welchem der Tact und Rhythmus ihm wohl nicht fehlen können.

Wie sieht es aus mit dem coge intrare? Hat sich nichts Neues in der Gegend hervorgethan? Was ist mit der uralten Heideneiche geworden? Hat der Anthracit mit gediegenem Silber sich weiter finden lassen?

Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und schreiben mir ein Wort von dem allseitigen Befinden.

Mit den herzlichsten Wünschen.

ergebenst

Weimar den 13. May 1823.

J. W. v. Goethe. [40]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Joseph Sebastian Grüner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9169-3