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An Christoph Martin Wieland

[Anfang September.]

Indem du beschäfftigt bist mir einen Freundschaftsdienst zu erzeigen, komme ich dir einen Gegendienst anzubieten, der nicht ganz so uneigennützig ist.

Du hast mir neulich gesagt daß du wünschest ich möchte dir von meinen Reisebemerckungen manchmal etwas für den Merkur geben. Bisher habe ich meine Journale, die Briefe, die ich hierher geschrieben, unzähliche zerstreute Blätter durchgesehn und wünsche selbst nach und nach etwas in Ordnung zu sehen. Allein ohne Compelle ist dazu bey mir keine Hoffnung. Ich wollte dich also fragen ob du Lust hättest eine Folge solcher kleinen Aufsätze nach und nach in den Merkur aufzunehmen und zwar so daß ich mich [14] engagirte monatlich vom nächsten Sept. biß zu Ende des Jahrs 89 mehr oder weniger zu liefern, damit ich eine Aufsatz mit dem andern verbinden, einen durch den andern erläutern kann. Ich habe so vielerley, so mancherley, das doch nach meiner Vorstellungs und Bemerckens-Art immer zusammenhängt und verbunden ist. Naturgeschichte, Kunst, Sitten pp., alles amalgamirt sich bey mir. Heute früh dicktirte ich einen Beytrag zur Witterungs Lehre, der sich ganz natürlich mit der Lustperspektiv endigte.

Genug es steht dir mancherley nach und nach zu Dienste.

Nun wünschte ich zu wissen ob dir der Vorschlag annehmlich sey? Ob du monatlich etwas magst? Wieviel ohngefähr an Blätter und Bogenzahl dir recht wäre? Und, damit unser Contract ganz rein werde, was du mir dagegen an Gold oder Silber geben willst? Ob ich gleich keine Kinder zu ernähren habe; so muß ich doch darauf dencken etwas in den Beutel zu leiten, da so viel hinaus geleitet wird. Lebe wohl. Wenn wir einig sind arbeite ich dir gleich auf eine Paar Monate voraus. Lebe wohl und liebe mich.

G. [15]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An Christoph Martin Wieland. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9171-F