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An Friedrich Ludwig Seidel

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

würde auf die ersten Briefe sogleich geantwortet haben, wenn ich im Stande wäre, Ihre Wünsche zu erfüllen. Das Stück, wie es gegenwärtig vorliegt, ist vor vielen Jahren aus dem Stegreife geschrieben, um von einer eben vorhandenen Gesellschaft von Liebhabern ohne große Umstände aufgeführt zu werden. Wenn es aber gegenwärtig auf einem großen Theater erscheinen und Effect machen sollte, so müßte man das Personal gleichfalls kennen und das Stück darnach umarbeiten. Um dieses zu thun fehlt es mir an Zeit, und an Stimmung: denn das Theater hat, nachdem dieses Stück geschrieben worden, zwey ähnliche Opern erhalten, [248] nämlich Nina und neuerlich die Schweizerfamilie. Beyde sind auch psychische Curen eines durch Liebesverlust zerrütteten Gemühts, und diese zu überbieten gehörte großer Aufwand an Erfindung und Ausführung. Es thut mir leid, daß ich Ew. Wohlgeb. in dieser Angelegenheit, wie ich sonst so gerne thue, nicht gefällig seyn kann.

W. d. 3. Febr. 1816.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Friedrich Ludwig Seidel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9176-5