12/3595.

An Carl Maria Ehrenbert von Moll

[Concept.]

[2. Juli.]

Hochwohlgebohrner
Hochverehrter Herr.

Sähe ich nur einigermaßen eine Möglichkeit das von Ew. Hochwohlgeb. geäußerte Verlangen zu erfüllen, [179] so würde mir Ihr gefälliges Schreiben eine sehr erwünschte Erscheinung gewesen seyn; denn was hätte mir angenehmeres werden können als mit einem Manne, den ich schon so lange zu schätzen Ursache habe, in ein näheres Verhältniß zu kommen.

Ew. Hochwohlgeb. Thätigkeit die Wissenschaften zu befördern ist mir in dem Museum des Herrn Professor Batsch längst bekannt worden, und ich würde, da sich unser Kreis Ihrer Theilnahme zu erfreuen hat, es für eine Schuldigkeit achten auch für den Ihrigen nicht unwirksam zu bleiben. Wie verlegen muß es mich daher machen einen Wunsch zu versagen, durch dessen Erfüllung ich sowohl Sie selbst als auch einen verehrtesten Fürsten und ein ansehnliches Publikum zufrieden stellen könnte.

Leider ist alle theatralische Wirkung nur für den Augenblick; und so ist, ich darf es wohl aus langer Erfahrung sagen, auch alles übrige was sich auf's Theater bezieht; selbst die nächstkünftige Zeit darf uns kaum beschäftigen, und kein Plan gelingt der einigermaßen in die Ferne geht. Wenn die Aufsicht über eine solche Anstalt aufgetragen ist, der muß wohl nach Grundsätzen und im Ganzen in einer Folge handeln; aber er gewöhnt sich doch nach und nach, so wie die Schauspieler selbst, von einem Tage zum andern, von einem Monate zum andern zu leben.

Nach einigen Äußerungen konnten wir Herrn und Madame Hunnius schon etwas früher erwarten, und[180] ich gestehe daß sie jetzt schon unserer Gesellschaft fehlen, die zu Aufführung gewisser beliebter Stücke nicht vollzählig genug ist; beyde werden also mit Sehnsucht erwartet, und man würde sie nicht auf eine längere Zeit entbehren können, da man kein Mittel sieht die vorhandene Lücke auf eine schickliche Weise auszufüllen.

Ich gehe also blos der äußersten Nothwendigkeit nach indem ich mich zu dieser verneinenden Antwort entschließe, die ich so lange aufgeschoben habe, als mir, wegen gewisser Verhältnisse, noch die Hoffnung übrig blieb, sie Ihrer Erwartung gemäßer einrichten zu können. Erhalten Sie mir auch ferner ein wohlwollendes Andenken und lassen Sie mich, wenn ich es gleich in dem gegenwärtigen Falle nicht verdienen konnte, doch künftig des Vortheils eines nähern Verhältnisses genießen, und bleiben überzeugt daß der Antheil, den Sie an meinem schriftstellerischen Gange genommen haben und nehmen werden mir von der größten Wichtigkeit ist.

Der ich die Ehre habe mich mit vorzüglicher Verehrung zu unterzeichnen.

[181]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Carl Maria Ehrenbert von Moll. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-91CD-5