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An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich

Hochgeborener Graf,
Hochverehrter Herr,

Daß Eure Excellenz, indem Hochdieselben den wichtigsten und dringendsten Geschäften vorstehen, Sich auch der Wissenschaften und Künste einsichtig einnehmen und sie zu hegen und zu fördern wissen, könnte mir selbst in der Ferne nicht verborgen bleiben; vielmehr war ich davon schon längst unterrichtet und erfreute mich im Stillen daran in Betrachtung des allgemeinen Besten.

Nicht leicht hätte ich jedoch denken können, daß ich das Glück haben sollte, Eurer Excellenz auch für das Glück haben sollte, Eurer Excellenz auch für die Erstreckung jener hohen Gunst auf meine Person, den gefühltesten Dank darzubringen.

[297] Wenn wir unser Leben besonderen Thätigkeiten aufopfern, und in denselben eine gewisse Fertigkeit erlangen; so wünschen wir freylich solche auszuüben und anderen damit nützlich zu seyn; und wie kann dieß besser und sicherer geschehen, als wenn Männer, in solchen Fächern geprüft, uns in ihre Mitte nehmen, und uns zu denen Vortheilen gesellen, welche nur durch eine Masse gleichwirkender zu erreichen sind. Dadurch wird denn jeder Einzelne aufgemuntert und was menschliche Lässigkeit, ungünstige Umstände, böser Wille, wohl eingeschläfert, beengt, ja gelähmt haben könnten, wieder angeregt und in Thätigkeit gesetzt.

Unendlich sind daher Eurer Excellenz Verdienste, durch Begünstigung von oben, solche Vereinigungen stiften, erneuern, erhalten ausbreiten, und beleben zu wollen.

Der hochansehnlichen K. K. Akademie der vereinigten bildenden Künste werde ich meinen lebhaftesten Dank abzutragen nicht ermangeln, ob mir gleich der Ausdruck fehlt, um hinreichend zu bezeugen, wie sehr ich entzückt bin, daß man auf eine so ehrenvolle Weise, bey einer so glänzenden Gelegenheit auch meiner gedenken und dadurch Allem was ich zu leisten im Stande bin eine neue Epoche bezeichnen mögen.

Wie ich nun hierin Eurer Excellenz verehrliche Einwirkung nicht verkennen darf, nicht weniger die Selbsteigene Ankündigung dieser schönen Gabe gewiß zu würdigen verstehe; so darf ich nicht mit vielen [298] Worten betheuern, wie werth mir diese günstigen Rücksichten seyn müssen, die ich auf irgend eine Weise thätig zu erwiedern im Stande zu seyn wünschte.

Mit der vollkommensten Verehrung mich unterzeichnend

Eurer Excellenz

Weimar

ganz gehorsamster Diener

den 16. März

J. W. v. Goethe.

1812

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-91EC-0