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An Charlotte von Stein

Auf einem ganz kleinen Blätchen geb ich meiner Geliebten ein Lebenszeichen, ohne ihr doch noch zu sagen wo ich sey. Ich bin wohl und wünschte nur das Gute was ich genieße mit dir zu theilen, ein Wunsch der mich offt mit Sehnsucht überfällt.

Ich habe ein treues Tagbuch geführt und das Vornehmste was ich gesehn was ich gedacht aufgeschrieben und nach meiner Rechnung kannst du es in der Mitte Oktbr. haben. Du wirst dich dessen gewiß freuen, und diese Entfernung wird dir mehr geben als oft meine Gegenwart. Auch wirst du einige Zeichnungen dabey finden. In der Folge mehr. Sag aber niemanden etwas von dem was du erhältst. Es ist vorerst ganz allein für dich. An der Iphigenie wird starck gearbeitet und ich hoffe auch denen zu Danck die das Alte liebten. Ich habe soviel zu erzählen und darf nichts sagen, damit ich mich nicht verrathe, noch bekenne. Du bist in Kochberg und dort besuchen dich meine Gedancken. Grüße mir Fritzen! Es betrübt mich offt daß er nicht mit mir ist, hätt ich gewußt was ich jetzt weiß, ich hätt ihn doch mitgenommen. Ich bin auf gutem Wege und diese Reise bringt mir [23] auf einmal grose Vortheile. Lebe wohl, ich freue mich herzlich dich wiederzusehen, und dir zu erzählen.

Denn was der Studente sagte: was wäre das Haus wenn ich's nicht sähe; das kann ich besser anwenden, wenn ich sage: wozu säh ich das alles wenn ich dir es nicht mittheilen könnte. Lebe Tausendmal wohl grüse Stein, die Imhof und die Kleine. Den Ernst nicht zu vergessen an den ich oft dencke.

18. Sept. 86.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786 [2]. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-91F7-5