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An Angelika Kauffmann
Die Hoffnung, Sie, verehrteste Freundin, in dem vorigen Jahr besuchen zu können, ist leider durch den unglücklichsten Krieg, der mir den Weg versperrte und uns nachher so nah bedrohte, wenigstens für den Augenblick vereitelt worden. Professor Meyer war indessen so glücklich Ihnen aufzuwarten, er ist nach Florenz gegangen und kehrt nach Rom zurück, sein[14] Aufenthalt in Italien ist noch immer der Grund meiner Hoffnung jene herrlichen Gegenden, obwohl nicht so ruhig wie das erstemal, durchzusehen. Erlauben Sie mir diesmal ein paar Fragen und beantworten solche, wenn das Schreiben Ihnen irgend beschwerlich fallen sollte, meinem Freunde, wenn er aufwarten sollte, mündlich.
Das vortreffliche Bildniß unserer Herzogin, für welches in einem neuen Gartengebäude des Herzogs, ich darf wohl sagen, ein eignes Zimmer bestimmt ist, hat sein äußeres Ansehen einigermaßen verändert, indem der Firnis entweder verflogen oder eingeschlagen ist, so daß die Lebhaftigkeit der Farben und ihre Harmonie nicht wie zuerst gesehen wird. Es ist nun zwar kein Zweifel daß ein neuer darüber zu ziehender Firnis das Bild in seinen vorigen Glanz wieder herstellen werde, allein ich bin äußerst sorgsam, man möchte einen falschen Firnis wählen und durch eine falsche Behandlungsart dem Bilde schaden. Wollten Sie daher die Güte haben mir anzuzeigen, welchen Firnis man zu wählen habe und was etwa bey dem Auftragen desselben zu bedenken sey.
Eine zweyte Anfrage und Bitte folgt hiernächst.
Ein Freund von mir, ein angesehener Handelsmann in Leipzig, hat einen Katalog Ihrer sämmtlichen Arbeiten, welche in Kupfer gestochen sind, seit mehreren Jahren mit großer Sorgfalt verfertigt und ist im Begriff solchen herauszugeben, nun wünscht er [15] nichts mehr als eine kurze Nachricht von dem Leben der Künstlerinn welche er so sehr schätzt, und mit deren Werken er sich so lange beschäftigt, seiner Arbeit vorsetzen zu können. Als er mir diesen Wunsch zu erkennen gab, erinnerte ich mich daß Herr Zucchi, als er Nachrichten von seiner Familie sammelte, auch eine Nachricht von den Lebensumständen seiner Gattin mit aufgezeichnet hatte. Sollten Sie so geneigt seyn mir diese zu communiciren, so würden Sie mir dadurch einen neuen Beweis Ihrer Freundschaft geben und alle Ihre Verehrer dadurch höchlich erfreuen.
Vor wenigen Tagen habe ich durch Sie auch in Dessau einer sehr lebhaften Freude genossen, indem ich das vortreffliche Bild Amor und Psyche mit dem größten Antheil betrachtete, wie sonderbar erschienen diese lebendigen himmlischen Gestalten in den formlosen nordischen Schneeflächen, denen nur ein wildes Schwein und ein vermummter Jäger zur würdigen Staffage dient. Leben Sie recht wohl und haben Sie die Güte mir auf eine oder andere Weise eine gefällige Antwort zugehen zu lassen.
Weimar am 18. Jan. 1797.
Goethe.