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An Carl Ludwig von Knebel

Ich habe dir, mein Theurer, lange nicht geschrieben; es ist aber freylich jetzt die Zeit nicht seine Freunde heimzusuchen, weder in Person, noch brieflich. Gestern erhielt ich aber ein liebes Schreiben von der Prinzeß von Mecklenburg, die deiner in allem Guten gedenkt, und so will ich dich auch heute mit wenigen Worten begrüßen.

Das Werklein der Frau von Stael ist immer merkwürdig, man unterhält sich nicht oft mit einer so bedeutenden Person. Die Sache selbst ist freylich [12] wenig gefördert; alle diese Argumente gelten für diejenigen, welche ohnehin gern leben mögen, und deren ist, Gott sey Dank, immer eine große Zahl.

Solche problematische Fragen beantworten sich schwer durch Beweise und Lehren, am besten aber durch Exempel, und so ist auch der Brief von Johanne Gray sehr gut gelungen, und jedermann findet sich für den Augenblick überzeugt, dankt aber Gott, daß er nicht in dem fall ist. – Marie des Königs von Holland habe ich mit viel Antheil gelesen; seine schöne Seele verbreitet sich durch das Ganze und über das Ganze.

Nun von diesen zarteren Dingen zu etwas schrofferen überzugehen, will ich dir vermelden, daß ich mich die Zeit viel mit geognostischen Betrachtungen abgegeben habe. Ich habe meine Sammlungen, die Zinnformation betreffend, sauber geordnet, altes und neues zusammenrangirt, da sich denn das Ganze recht schön überstehen läßt. Das amerikanische Tropfzinn, das ich deiner Güte verdanke, ziert dieses Fach gar sehr. Gegen mich war Herr Sonnenschmidt zwar sehr freundlich, aber nicht genros.

So viel für dießmal! Gieb mir bald Nachricht von dir und den Deinigen, besonders von dem Wachsthum der neusten Progenituren.

Weimar den 30. Sept. 1813.

G. [13]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-924F-8