42/38.

An Carl Friedrich Zelter

Eiligst will ich nur sagen, mein Allerbester, daß mich dein letzter Brief ganz eigentlich beruhigt hat; denn wenn ich gleich wegen unseres Innersten ganz gewiß und sicher bin, so will mir doch ein äußeres Lieb- und Gnadenzeichen ganz unentbehrlich bleiben.

Nun kommt auch dein zweyter Brief und ich säume nicht zu sagen daß es mir die Zeit her ganz wohl gegangen; mein Befinden war leidlich, so daß ich die[42] mir zugedachten Besuche mit guter Behaglichkeit verehren und genießen konnte. Von Ihro Königlichen Hoheit dem Kronprinzen sage mit wenigem, daß er auf mich einen vollkommen angenehm-günstigen Eindruck gemacht und mir den Wunsch hinterlassen hat ihn früher gekannt zu haben und länger zu kennen. Die dery Herren Gebrüder, von meinem Fürsten mir zugeführt, sah ich mit Freude und Bewunderung; man kann einem Könige Glück wünschen drey so verschiedenartig wohlgebildete Söhne (mit einem vierten, den ich noch nicht kenne) vor sich heranwachsen zu sehen. Sie haben ein ganz frisches Leben in unsern Zirkel gebracht, und das Behagen unseres Großherzogs an ihnen und an dem neu eingeleiteten Verhältniß war nur mit Rührung anzusehen.

Über die pomejanischen Gemälde vernimm hier der Weimarischen Kunstfreunde redliches Glaubensbekenntniß:

Es sind ganz unschätzbare Documente des Alterthums, an und vor sich in historischer Rücksicht aller Betrachtung werth. Wie hoch wir sie schätzen und wie sehr wir Herrn Ternite Glück wünschen dieses goldne Vließ geholt zu haben, werden wir in Kunst und Alterthum ganz unbewunden aussprechen. Erfreulich ist's mit Herrn Schinkel hierüber zusammenzutreffen, und mit Herrn Hirt hegen wir schon seit 40 Jahren die redlichste Freundschaft bey oftmaliger verschiedener Meynung.

[43] Gib etwa mit meinem schönsten Gruße dein Exemplar der Medaille an Langermann, ich erstatte sie dir; und wenn du sonst noch jemand weißt, so stehen deren noch einige zu Diensten.

Die Tochter der Lust ist ein grandioses Werk! Wie halten sie's denn in Berlin? Denn im Original ist die Absicht daß Semiramis und Ninus von Einer Schauspielerin gespielt werden. Hat man das verändert, so ist der blaue Duft von der Pflaume abgewischt. Übrigens ist auf so eine Person wie Madame Stich, an deren Persönlichkeit und Talent man nichts auszusetzen wüßte, in diesen und in mehreren spanischen Stücken ausdrücklich gerechnet.

Und so fort und fort

Weimar den 6. Februar 1827.

G.


Fast aber, wie es zu gehen pflegt, hätte ich bald einen Hauptpunct vergessen, daß Ihro Königliche Hoheit der Kronprinz mir von deiner musicalischen Aufführung im neuen Saal gesprochen; er schien mit dem neuen Local zufrieden, sprach von deiner Anstalt mit Theilnahme und bemerkte, die Anzahl der Zuhörer sey sehr groß gewesen. Sage mir auch von deiner Seite etwas von dieser gesegneten Einweihung.

wie oben und immer

G. [44]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92A2-C