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An Carl Friedrich von Reinhard

Als Ihr vertraulicher Freund, in den erster Tagen des May bey mir anlangte, fehlte mir Herr Canzler v. Müller, der Einzige mit dem ich mich über das fragliche Geschäft hätte besprechen können. Indem ich nun dessen Rückkunft abwarte, ist er unvermuthet Ihre Fragen und Wünsche. Nach seiner Rückkunft bereden wir das Weitere, ich theile ihm Ihren Brief mit und es steht zu hoffen daß er Ihrem so billigen als ernstlichen Verlangen genugthun werde.

Durch ihn hab nichts als Vergnügliches vernommen von Frankfurt überhaupt, von Ihrer schönen Wohnung, Ihrem glücklichen Familienleben und von dem liebenswürdigen Gast, den Sie gegenwärtig beherbergen. Beykommendes Blättchen übergeben Sie ihr gefälligst. Unsern Freund verdrießt's gar lebhaft, daß der Versuch sie hieher zu bringen nicht gelingen wollen. Haus und Garten sehen freundlich genug aus, sie wäre willkommen gewesen und hätte sich an unserer guten Neigung genügen lassen, obgleich unser Belvedere nicht, wie das Ihrige, in ein so freyes, reiches, flußdurchströmtes Stadt-, Land- und Gartengebiet hinüberschaut.

Von mir darf ich sagen daß ich mich nach meiner Art ganz wohl befinde, und, obgleich manchmal nicht [153] ohne Haft, allem was mir obliegt und auf mich zudringt genugthun kann. Ein Heft Kunst und Alterthum hat Freund v. Müller überbracht, ein anderes wird nächstens folgen.

Dr. Eckermann, ein junger, wahrhaft bedeutender Herankömmling, der sich mit aufrichtiger Neigung an meinem Thun, Schreiben, Treiben und Lassen ausgebildet hat, und mir gegenwärtig bey Redaction der vielfachsten Papiere treuen Beystand leistet, wird durch Rath Schlosser bey Ihnen in diesen Wochen eingeführt werden und Sie erfreuen sich gewiß seiner Art und Wesens.

So eben vermeldet Herr Canzler v. Müller daß er in einem umständliches Schreiben die ergangenen Fragen möglichst beantworten und in dieser auf alle Weise bedeutendes Angelegenheit vielleicht befriedigend wenigstens interloquirt habe. Möge dieß auch in der Folge zu allseitigem Besten gereichen.

treuanhänglich

Weimar den 2. Juni 1824.

J. W. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Carl Friedrich von Reinhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92AB-9