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An Friedrich Ludwig Zacharias Werner

Ihren erfreulichen Brief, mein lieber Werner, erhielt ich in demselben Revier, wo ich zuerst Ihre Bekanntschaft machte, die mir nachher so lieb und werth geworden ist. Gleich ward an der Stelle, wo Sie das Kreuz gepflanzt hatten, ein Liebesmahl gehalten, die sämmtlichen Gedichte der Reihe nach vorgelesen und des wunderlichen Gesellen in allem Guten gedacht. Tausend Gegengrüße von Jena und nun auch von Weimar, wo ich mich wieder befinde, um bald nach Carlsbad abzugehen.

Die Abschrift des Attila ist heute nach Berlin abgegangen. Die Sonette sollen nach Wien und vielleicht auch Ihre Autors Confession, wenn ich sie vorher noch einmal in meiner Stille überlegt habe. Mich beleidigt die Art von Selbstlob nicht, welche diese Blätter erhalten, und freylich ist es auch kein Unglück, wenn man das Publicum beleidigt: denn vom Schmeicheln hat man auch keine Frucht.

Können Sie mir Ihre Schriften, ältere und neue, noch zuschicken, daß sie vor dem 10. May hier anlangen; so will ich sie mitnehmen und zwar nicht Ihr Evangelium aber doch sie unterwegs predigen. Nach Carlsbad schicken Sie mir kein Paket, wohl aber einen Brief und sagen mir wie es Ihnen in Berlin ergangen.

[56] Ihr Lied wird auch nach der neuen Auflage mit guten Gesinnungen gesungen; doch verändert die schönen Kinder den letzten Vers folgendermaßen:


Er wußte zu lieben, wir wissen es auch;
Und wär' er nur treu der verwegene Gauch,
So blieb ihm wohl eine getreu.

Weimar den 2. May 1808.

G.


Lassen Sie nur Niemanden merken, daß jener Aufsatz eine Confession von Ihnen ist. Wir wollen es verheimlichen, und als Aufsatz eines Dritten sind diese Blätter höchst bedeutend und ein seltsamer Bissen fürs Publicum.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Friedrich Ludwig Zacharias Werner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92AC-7