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An Christiane von Goethe

Carlsbad den 18. Junius 1807.

Sowohl durch den Boten als durch Herrn von Herda habe ich von dir zwar kurze, aber doch erfreuliche Nachricht erhalten, daß Ihr wohl seyd und so gut als möglich eure Einsamkeit genießt.

Daß die Spitzen zur rechten zeit angekommen sind, freut mich sehr. Die gezackten sind böhmische und die andern sächsische. Die Fabrikationen beyder Länder unterschreiben sich hauptsächlich dadurch, daß jene schönere Muster haben und diese einen gleicheren Grund. Von schwarzen will ich dir noch etwas mitbringen.

Da einer von den Leuten des Herzogs Morgen nach Weimar gesendet wird, so schickte ich dir zugleich die Granaten mit, die ich dir angeschafft habe. Die kleinen sind ächt, die großen unächt und werden beyderseits zum Schmuck dienen, besonders so lange die Trauerzeit währt. Übrigens will ich nun mit [351] Kaufen ein Bischen inne halten. Die ordinären Ausgaben sind sehr mäßig und man einmal eingerichtet ist. Nur ist die Verführung von allerhand hübschen Sachen so groß, daß man immer etwas einzuhandeln verleitet wird, besonders wenn man damit Freude zu machen denkt.

Von dem Gebrauch des Wassers kann ich noch immer Gutes sagen, und für die Zukunft habe ich auch bessere Hoffnung, da Doctor Kapp, ein alter Freund und vortrefflicher Arzt, sich meiner annimmt, mein Übel wohl überlegt und, wie mir scheint, sehr gut beurtheilt hat. Hauptsächlich läuft alles auf eine sehr genaue Diät hinaus. Ich will noch etwa acht Tage trinken, dann pausiren und haben und was sonst noch weiter für gut befunden wird. Ich lebe übrigens hier ganz ruhig und vergnügt nach meiner Weise, so daß ich mich gar nicht wegsehne. Ihr werdet ja indessen wohl auch die Zeit hinbringen und es wird sich diesen Sommer für euch auch wohl noch ein Spaß aufthun.

Schlossern grüße vielmals, wenn er noch bey euch ist. Weiter wüßte ich nichts zu sagen, als daß der Courier, der dieses bringt, in einer zeit nach Carlsbad zurückkehrt. Mache daher ein Päckchen für mich zu rechte und ersuche ihn, daß er es bey dir abhole. Mit der Post schreibe ich bald wieder und hoffe, immer etwas gutes melden zu können.

G. [352]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92B0-C