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An Carl Ludwig von Knebel
Leider ist man, mein Theuerster, hier nicht so beweglich wie in Jena, daß man seine Freunde des Tags ein paarmal überliefe. Ich treibe mich hier im eigensten Zirkel herum, ohne aus dem Hause zu gehen. Die folgenden Hefte meiner Unternehmungen werden bereitet, indem ich die alten Teiche und Sümpfe meiner Studien wieder anzapfe. Solche Mühe hat Gott dem Menschen gegeben.
[251] Das längst schuldige Heft folgt hierbey als Appendix des besten Willens. Die mir verliehene Weisheit der Indier ist höchst umsichtig, groß und eine kostbare Sammlung, das poetische Verdienst der Behandlung hingegen weit unter unserm Reineke Fuchs. Hier schwankt eben das Urtheil der Welt und unser eigenes, daß Form und Stoff sich so schwer gegen einander in's Gleichgewicht der Achtung setzen läßt.
In Mineralogicis und Geologicis haben uns Leonhard und Consorten ganz unglaublich gefördert: in diesem mäßigen Foliobande von Tabellen und Ausfertigungen erblicken wir eben alles was man jetzt weiß; und wenn auch darunter viel Unzulängliches und Unerfreuliches getroffen wird, so kommt es uns doch ohne Mühe und Weitläufigkeit zur Hand.
Mir gereicht es zur großen Beyhülfe, da ich endlich das gern aussprechen möchte, was mir im Kragen sitzt. Wunderlicherweise ist mir Werner zu früh gestorben; denn wenn ich mich als seinen Gegner erkläre, so könnte man glauben, ich träte auf die Seite der Freyberger Pfaffen. Glücklicherweise hat er schon längst ganz unbewunden erklärt: ich habe ihm meine Meinung über Carlsbad und andere ähnliche Gegenstände weitläufig mitgetheilt, er könne aber keineswegs mit mir übereinstimmen. Dasselbe hat mir nach seiner höflichen Art schon längst in's Gesicht gesagt und die stille Kriegserklärung, pag. VI Naturwissenschaft überhaupt, war gedruckt schon vor seinem[252] Tode; wir wollen also ohne weiteres Bedenken unsern Weg gehen. Möge dir und den Deinigen das Beste begegnen.
Weimar d. 17. September 1817.
G.