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An Charlotte von Stein

d. 8. Sept. früh halb 4 Uhr.

Ein Bote vom Geh. Rath v. Franckenberg hat mich aufgeweckt ich kann und mag nicht wieder schlafen und will die stille Stunde benutzen dir zu schreiben.

Dein Brief hat mich herzlich gefreut, ich dencke doch du hast auch an Fritzens Briefen rechte Freude gehabt.

Ich gehe in meinen Sachen fort und muß leider Voigten allein nach Ilmenau reisen lassen, wo ich auch gern das schöne Wetter genossen hätte.

Neckers neues Werck macht wir viel Freude besonders da ich auch seine hefftigen Gegner lese. Wenn Stahl und Stein so zusammen kommen springt der Funcke hervor von dem man sein Licht anzünden kann wenn man klug ist. Überhaupt ist es [88] in dieser Materie wie in allen: auf's thun kommt alles an.

Orientalische Erzählungen des Abt Blanchet und einige andre Schrifften machen mir ausser den Geschäfften gute Stunden. Zu Zeiten seh ich den Prinzen und unsere Fürsten wo es denn ganz gut ietzt leben ist. Die neue Einrichtung geht fort und beym Mittag essen leidet man erbärmlich in dem kleinen Zimmer. Wie Franckenbergs da waren mussten sich 25 Menschen in der kleinen Stube behelfen, versteht sich die Aufwartung mit gerechnet.

So gehts meine L. wenn man nicht zur rechten Zeit ab und zu zuthun weis. Es wird noch mehr kommen.

Wie sehr du mir fehlst brauche ich nicht zu sagen. Ich habe niemand dem ich mich ganz eröffnen kann, und da Friz nicht da ist führe ich eine ganz neue Art von Leben, immer noch in meinen vordern Zimmern.

Mein Camin ist nicht gelungen. Es raucht und wird nun dran gepfuscht es zurechte zu bringen.

Die neue Brücke ist bald fertig, es giebt ein groses Werck.

An Wilhelm ist auch geschrieben worden ob ich im November Wort halten werde weis ich noch nicht. Liebe mich du bestes aller weiblichen Wesen das ich ie kennen gelernt behalte mich recht, recht einizig lieb und glaube daß ich dein bin und dein bleiben [89] will und muß. Der Gedancke den Winter mit dir zu seyn kann alle trübe Tage heiter machen, und vielleicht wird es möglich dich in Kochberg zu besuchen.

Lebe wohl für diesmal.

Die Musick der Operette wird ausgeschrieben, ich bin recht neugierig sie im ganzen zu hören.


um 6 Uhr.

An dem schönen Morgen bin ich spazieren gegangen und ehe mein Tag weiter geht grüs ich dich noch meine Beste.

G.


Freytag d. 8ten S. Ich gehe nach Jena und wünsche dir wohl zu leben. Ich la

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92CD-E