49/20.
An Friedrich Theodor von Müller
Ew. Wohlgeboren
haben die Geneigtheit, nachfolgende Bemerkungen freundlich aufzunehmen.
Ich hatte gewünscht und gegen Herrn Ober-Baudirector Coudray ausgesprochen, daß ich die Ausstellung meiner Büste nicht mit einer Art von Function begleitet wünschte. Dagegen vernehme ich, daß man die Absicht hat ihrer Enthüllung einige Feyerlichkeit zu geben, wogegen ich denn auch nichts einwenden will, aber doch vorläufig Folgendes bemerken muß.
Diese Büste ward mir durch einen Brief von Herrn David ankündigt, welchen nächstens mittheile. Auf Franken geschätzt, deshalb ich mich in einer bedeutenden, wenn auch nicht gerade Schuld gegen diesen Mann befinde. Nun habe ich die Büste auf Großherzoglicher Bibliothek aufzustellen gedacht, weil ich sie für den schicklichsten Platz halte, wo der Zutritt Freunden und Schaulustigen am bequemsten offen[29] steht. Da ich aber mir das Eigenthum kaum selbst zuzueignen getraue, so kann ich solches noch weniger veräußern und ich muß daher erklären: daß ich, sowohl mir als den Meinigen, dieses Kunst- und Freun des-Werk, nach Ersatz der hiebey etwa aufgelaufenen Kosten, zu reclamiren vorbehalte.
Kann diese meine Erklärung sich mir der intendirten Feyer verbinden, so weiß ich dagegen nichts einzuwenden, ob ich gleich nach meiner Denkweise immer einen ruhigen Stand derselben und die succesive Beschauung derjenigen die sich dafür interessiren am liebsten sähe.
Ich wiederhole meinen zu Anfang gethanen Wunsch und empfehle [ihn], wie soviel Anderes, einer günstigen Einwirkung.
gehorsamst
J. W. v. Goethe.