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An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgeboren

verpflichten mich abermals durch ein so freyes und wohldurchdachtes Schreiben, das so viele reine Erfahrung und gemüthliche Thätigkeit voraussetzt. Wie sehr freut mich, daß die Hoffnung der Weimarischen[147] Kunstfreunde auf lebendige Mitwirkung gleichdenkender Männer so schön erfüllt wird. Von dem Mitgetheilten werde mit Vorsicht späterhin Gebrauch machen, denn es möchte gut seyn vor der Hand zuzusehen wie jene Aeußerung im Publikum wirkt und wo man am schicklichsten nachhilft.

Nun eine kleine Bitte: In dem Catalog von Dauthe S. 92 No. 81 (das Blättchen lege bey,) stehn die Cartons aus Hampton-Court. Da nun die Worte hinzugefügt sind: vortreffliches Werk, so vermuthe ich daß es gute Abdrücke sind und alsdann möcht' ich sie gerne besitzen. Gäben Sie wohl jemand den Auftrag welcher die Abdrücke beurtheilen könnte und sie für mich acquitirte, so geschäh mir ein besonderer Gefalle. Zehn bis zwölf Thaler wohl auch mehr wollte ich dafür geben. Die Auslage ersetze sogleich dankbar.

Da ich zu Ende July, vielleicht Anfang August, wahrscheinlich nach Carlsbad gehe, so hab' ich das Vergnügen Sie in Franzensbrunn zu treffen und hoffe einen Abend mit Ihnen zuzubringen, worauf ich mich von Herzen freue. Mögen Sie, nach Ihrer Ankunft daselbst, mir ein Wort schreiben: wie es dort aussieht, so werden Sie mir einen Vorschmack unseres Zusammentreffens geben.

Das Kästchen mit den Siegelabdrücken ist wohl durch die Post schon zu Ihren Händen gelangt? – Mehr sag ich nicht denn auch ich bin sehr gedrängt[148] manches zu arrangieren, das, wo nicht geendigt doch gefördert werden muß.

Möge die persönliche Erneuerung und Anfrischung unseres schönen Verhältnisses uns bald gegönnt seyn

in Hoffnung!

Weimar d. 26. Juny 1817.

G.


Anfragende Nachschrift.

Sollte nicht in der seltsamen Sammlung des Bauschreiber Dedike irgend etwas befindlich seyn das einen Kunstfreund erfreuen könnte? es ist fast unmöglich daß ein Sammler zeitlebens dem Absurden nachjage, ohne daß ihm nicht auch einmal irgend was Schätzbares in die Hände liefe. Haben Sie nicht vielleicht einen Freund fähig dergleichen zu beurtheilen und gefällig es zu erstehen? Unter den kleinen bronzenen Figuren sollte sich vielleicht etwas finden, viel leicht auch unter den getriebenen halb oder schwach erhobenen Bildern, wo nicht von alter doch von neuer guter Kunst, sollte nicht unter den Tellern etwas von Majolika stecken? Da diese Dinge schwerlich zu hohen Preisen weggehen, so würde man kaum irren können.

Weimar d. 27. Juny 1817.

G. [149]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Johann Friedrich Rochlitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9336-5