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An Johann Heinrich Meyer
Hier ist mein werther Freund die dritte wöchentliche Sendung mit der ich Ihnen zugleich ankündigen[199] kann: daß mein Koffer mit dem Postwagen heute früh nach Frankfurt abgegangen ist und daß also schon ein Theil von mir nach Ihnen zu in Bewegung ist; der Körper wird nun auch wohl bald dem Geiste und den Kleidern nachfolgen. Dießmal schick ich Ihnen, damit Sie doch ja auch recht nordisch empfangen werden, ein paar Balladen, bey denen ich wohl nicht zu sagen brauche daß die erste von Schillern, die zweyte von mir ist. Sie werden daraus sehen daß wir, indem wir Ton und Stimmung dieser Dichtart beyzubehalten suchen, die Stoffe würdiger und mannigfaltiger zu wählen besorgt sind, nächstens erhalten Sie noch mehr dergleichen.
Die Note von Böttiger über die zusammenschnürenden Schlangen ist meiner Hypothese über Laokoon sehr günstig, er hatte als er sie schrieb meine Abhandlung nicht gelesen.
Schiller war diese 8 Tage bey mir, ziemlich gesund und sehr munter und thätig. Ihrer ist, ich darf wohl sagen, in jeder Stunde gedacht worden.
Unsere Freundin Amelie hat sich auch in der Dichtkunst wundersam ausgebildet und sehr artige Sachen gemacht, die mit einiger Nachhülfe recht gut erscheinen werden. Man merkt ihren Sachen sehr deutlich die solidern Einsichten in eine andere Kunst an, und wenn sie in beyden fortfährt so kann sie auf einen bedeutenden Grad gelangen.
[200] Heute nicht mehr. Nur noch den herzlichen Wunsch daß Ihre Gesundheit sich immer mehr verbessern möge. Schicken Sie Ihre Briefe nur an meine Mutter.
W. d. 21. Jul. 1797.
G.