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An Thomas Johann Seebeck

[Concept.]

[8. November 1816.]

Von Ihnen darf ich etwas ähnliches hoffen, denn in diesen Tagen hab ich tausendmal an Sie gedacht. Die entoptischen Farben verfolgen mich wie graziose Eumeniden und ich muß ein Supplement-Capitel zu meiner Farbenlehre schreiben. Da hab ich nun immer alles um mich was ich Ihrer Gefälligkeit und meiner anhaltenden Sorgfalt schuldig bin. In dem angezeigten Sinne darf ich nur vereinfachen und ich komme mir wirklich vor wie ein Professor der für sein Compendium arbeitet.

[228] Können Sie mir, ohne Ihre große Beschwerde, die Literatur von Malus her mit wenigem andeuten; so fördern Sie mich zu meinem größten Dank. Der Tag geht bey mir vorüber ohne daß ich recht weiß wo er hinkommt und ich möchte doch diesen unschätzbaren Entdeckungen nicht fremd seyn, die unsere Zeit erleuchten.

Professor Schweigger hat mir manches Gute und Erfreuliche mitgetheilt, leider nur vorübergehend. Gewisse Dinge halt ich fest, denn ich weiß, daß siegelten müssen wenn wir auch vorüber gegangen sind.

Nun hab ich noch einige Dinge die ich mittheilen und warum ich Sie ersuchen möchte. Können Sie mir von dem Grabe des heiligen Sebalds die allerflüchtigste Skizze gezeichnet, besonders das architecktonische, auf das schnellste schicken, auch nur von einer Seite, und vielleicht nach und nach die sämmtlichen Seiten, aber auch nicht übersorgfältig und schnell noch vor Ende des Jahrs, so werden Sie mich sehr verbinden und ich will den Künstler, der es unternimmt, sehr gerne honoriren, daß ihm seine Zeit billig bezahlt werde, wenn er von jetzt bis zu Ende des Jahrs sie darauf verwendet. Je geschwinder ich wenige Blätter erhalte, desto erfreulicher ist mir's.

Auch möcht ich Ihnen noch vor Winters den Handel der Derschauischen Majolika nochmals an's Herz legen. Beygefügt ist das erste Verzeichniß wofür ich zu bezahlen geneigt bin. Die Winterabende [229] sind lang und ich sehne mich in dem cimmerischen Nebel nach einer solchen Augenlust. Das Einpacken und dessen Sorgfalt würde ich gern und gut bezahlen.

Eine Notiz, die mir von Herrn Staatsrath Schultz aus Berlin zugekommen, übersende hiebey. Haben Sie einige Kenntniß davon? überhaupt brennt das Farbenwesen überall und in zwanzig Jahren wird das Herumtappen nach dem Rechten was schon vorhanden ist in der Wissenschaftsgeschichte ein närrisches Capitel machen, wenn nicht alle Capitel schon närrisch wären. Kennen Sie A new elucidation of colours original prismatic and material by James Sowerby. Lond. 1809? Prof. Schweigger hat mir nur die 4. Tafel davon zurückgelassen, wo auf eine mühselige Weise sehr zierlich dargestellt wird, was bey mir auf reinerem Wege zu finden wäre. »Gott hat den Menschen einfach gemacht aber sie suchen viel Künste«.

Sollte man wegen der Majolika einig werden, wie ich vermuthe, so haben Sie die Güte mir wegen des Einpackens ein Wort zu schreiben. Auch wegen der Kosten da ich ohnehin noch in Ihrer Schuld bin, ich würde wegen des Ganzen eine Assignation nach Leipzig schicken.

Nächstens mehr.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Thomas Johann Seebeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-935A-8