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An Johann Friedrich Rochlitz

Da mich das herannahende Frühjahr wahrscheinlich bald von Weimar weg und nach Böhmen locken[317] wird, so will ich nicht versäumen Ew. Wohlgeb. nochmals zu schreiben, und mich Ihrem Andenken bestens zu empfehlen.

Das mitgetheilte Blatt über meine Farbenlehre folgt hierbey mit vielem Dank zurück, nur Schade, daß es nicht mehrere waren. Gerade diese Art von unschuldigen augenblicklichen Äußerungen sind mir unendlich werth und besonders hier, wo ich mich mit Vergnügen sehe, wie eine Sache, mit der ich mich so viele Jahre beschäftigt, auch in dem Gemüthe eines Freundes aufgeht, und sich dasselbe nach und nach zu gewinnen weiß.

Diesen Winter hat mich das Theater sehr von anderen Thätigkeiten abgezogen, ich muß erwarten, ob die Carlsbader Einsamkeit, die ich wenigstens im Monat May hoffen darf, mir Raum giebt, etwas für Poesie, Wissenschaft, oder was es sonst wäre zu thun.

Leben Sie unterdessen recht wohl, und lassen Sie Sich in litterärischen Dingen nichts anfechten; wir haben unsere Kräfte zu nothwendigerem Gebrauch jetzt aufzusparen.

Das Gemäldeverzeichniß habe ich höhern Orts mitgetheilt, und bin nicht ganz ohne Hoffnung einiges Erfolgs, leider genießt man jetzt kaum, was man besitzt, wie sollte man noch mehr zu besitzen wünschen! Sollte sich die Aussicht nach Norden wieder erheitern, so wäre vielleicht dort etwas zu thun.

[318] Mit den Wünschen mich zu freundschaftlichem Andencken empfehlend

W. d. 7. Apr.

Goethe.

1812.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Johann Friedrich Rochlitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9360-7