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An Ernst Heinrich Friedrich Meyer
[17. Juni 1826.]
Ew. Wohlgeboren
Berufung als Professor der Botanik und Director des dortigen Gartens nach Königsberg gereichte mir, da ich die Anstalt durch frühere Nachrichten kenne, zu besonderm Vergnügen, indem ich Ihnen längst einen Ihren Verdiensten angemessenen Wirkungskreis [59] gewünscht und wenigstens einen provisorischen in unsrer Pflanzenwelt zugedacht hatte.
Höchst angenehm ist es mir daher durch Sie selbst das Nähere zu vernehmen; wie ich denn wünsche, daß Sie durch irgend einen geschickten Landschaftszeichner Ihre Wohnung und nächste Umgebung möchten zu Blatt bringen lassen, damit ich mich unmittelbarer zu Ihnen versetzen könne.
Diesem Schreiben folgt nächstens ein Exemplar des Belvederischen Catalogs; wollen Sie mir den Ihrigen gelegentlich zukommen lassen, so will ich solchen dem Garteninspector Sckell nicht allein zustellen, sondern auch bey Serenissimo und den übrigen auf diese Anstalt einfließenden Personen die nöthige Erwähnung thun, damit ein wirksames Verhältniß eingeleitet werde.
Auch in Jena ist eine, unmittelbar mir untergebene durch Herrn Hofrath Voigt dirigirte botanische Anstalt, nicht von großer Ausdehnung, aber zweckmäßig und reinlich gehalten. Ein auch mit dieser angeknüpftes Verhältniß könnte vielleicht beiden Theilen zum Nutzen gereichen.
Die Ausgabe meiner poetischen und literarischen Arbeiten, die ich wenn die Anzeige dorthin gelangt, auch Ihnen bestens empfohlen haben will, hält mich jetzt ab, meine Gedanken der hochverehrten und geliebten Natur zuzuwenden; doch sehe ich dem Zeitpuncte entgegen, wo ich mit Sammlung und Zusammenstellung [60] dessen, was mir in diesem Fache geworden ist, vergnüglich belebende Stunden zuzubringen hoffe. Möchten sie mir gegönnt seyn! Wie ich denn auch von Ihnen öfteren Mittheilungen mit Verlangen entgegen sehe.
Das Beste wünschend. Treugesinnt
ergebenst
J. W. v. Goethe.