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An Friedrich Wilhelm Riemer

Den gestrigen Vorfall sehe ich als ein günstiges Ereigniß an, denn die böse Laune, der Sie Sich zeither übergeben mußte früher oder später eine Scene herbeyführen, und ich gestehe Ihnen Sie haben meine Geduld auf starcke Probe gestellt. Doch will ich gern, da das Übel einen Ausbruch genommen hat, und Sie aus unerfreulicher Erfahrung wissen wohin wir geführt werden können, mich beruhigen und wir wollen es weiter zusammen versuchen. Indessen mache ich Ihnen zur Pflicht an Selbstbeherrschung, ja an Selbstständigkeit zu dencken und sich nach einem Amte umzusehen, deren manche Sie mit Ehren bekleiden könnten und geschähe es nur um die Überzeugung bey Sich zu nähren; daß in jeder Lage des Lebens eine bestimmte Thätigkeit von uns gefordert wird und daß wir nur in sofern für etwas gelten als wir den Bedürfnissen anderer auf eine regelmäßige und zuverlässige Weise entgegen kommen.

Vom Besondern erwähne ich nichts, als daß ich[333] Ihnen eine sorgfältige Prüfung der Manuscripte empfehle eh sie dem Druck übergeben werden. Doch dieses und alles andre wird sich leicht finden, wenn Sie Ihre schönen Einsichten auf die augenblicklichen Lebenspunckte wircksam conzentrieren. Und so lassen Sie uns wieder zusammenkommen als wenn nichts gewesen wäre.

Jena den 19. May 1809.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Friedrich Wilhelm Riemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9391-A