[65] 17/4851.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[Brief Eichstädts:]

1.

Herr Güßefeld, um uns Recensionen liefern zu können, wiederholt seinen Wunsch, einige neuere und wichtige Landkartenwerke aus herzogl. Bibliothek zu erhalten. Könnte er ihm vielleicht gewährt werden?


Herrn Güßefeld habe ich ersucht, nur jedesmal, was er wünsche, zu verzeichnen und mir zuzuschicken; ich will alsdann sorgen, daß er es erhalte.


2.

Von Herrn Koch in Rudolstadt liegt eine Recension und ein Brief bey. Sollte der Mann nicht für Schriften von nicht allzuwichtigem Inhalte brauchbarer seyn? zumal wenn dem Style nachgeholfen und die Weitschweifigkeit beschränkt wird.


Wegen Herrn Koch meine Gedanken in der Beylage.


3.

Soll das von Herr Oldendorp eingeschickte Inserat ohne weiteres abgedruckt werden?

Kann im Intelligenzblatt abgedruckt werden.

4.

Reichardts Romanzen nebst seiner Bemerkung lege ich [65] auch bey. Wollen Ew. Hochgeboren deshalb Herrn Zelter ermuntern? Vielleicht demselben auch Reichardts neue Lieder, 1. und 2. Stück, Leipzig bey Fleischer, übertragen, welche ich anfangs für Rochlitz, den Faulen, bestimmt hatte.


Siehe Beylage ad No. 2.


5.

Wollen Ew. Hochgeboren wegen der Herren Klein und Schmalz ein paar Worte an Herrn Reichardt erwiedern oder soll ich es thun?


Der Brief an Reichardt liegt hiebey, wenn Ew. Wohlgeb. zu schreiben sich bemühen wollen.


Auf jeden Fall erbitte ich mir Reichardts Brief zurück sowie den Hasischen aus Paris, weil ich auf beyde antworten will.


Liegt gleichfalls bey.


6.

Ein paar Recensionen von Herr Stütz sind noch bey Ihnen. Heute schickt mir der Mann die beyfolgenden zwey Bücher nebst dem inliegenden Briefe. Was ist mit ihm für die Zukunft zu thun?


Wegen Stütz in der Beylage.


[66] [Beilage I.]

Herr Koch gefällt mir ganz wohl und seine Recension scheint mir aus dem rechten Gesichtspuncte die Angelegenheit selbst sowohl, als das vorliegende Werk zu behandeln. Wenngleich auch hie und da in stylo etwas zu ändern seyn möchte, so würde ich doch rathen viel wegzuschneiden, weil es recht gut ist, daß dieses wichtige Kirchenbedürfniß in unsern Blättern einmal recht deutlich ausgesprochen werde. So würde ich diesem Ehrenmanne gleichfalls die Reichardtische Romanzen zutheilen, umsomehr, als dieses gleich Gelegenheit gäbe seine Urtheilsweise über den Figuralgesang kennen zu lernen.

Erhielte man diese Recension bald, so könnte man ihm auch alsdann Reichardts neue Lieder übertragen: denn bey der Lässigkeit unserer berliner und leipziger Freunde möchte ein solcher Arbeiter in der Nähe sehr willkommen seyn.

Weimar am 15. Februar 1804.

G.


[Beilage II.]


Über Herrn Stütz theile folgende Bemerkungen mit, wie sie bey flüchtigem Durchblättern seiner kleinen Schriften sich mir aufgedrungen.

Die erste über Medicin und Chirurgie etc., etwa vor drey bis vier Jahren geschrieben, enthält Beobachtung des gemeinen Lebens, von einem verständigen Manne zusammengestellt und beurtheilt.

[67] Ebenso der erste Theil der Abhandlung über den Wunderstarrkrampf mit erforderlicher Belesenheit.

Die zwey folgenden Theile gedachten Buchs lassen, als theoretisch, schön die chemisch-organischen und Brownische Erklärungsarten sehen.

In der uns neulich übersendeten Recension erscheint nun die Terminologie der Naturphilosophie und zwar noch ziemlich unverdaut, sodaß ich mir Herrn Stütz als einen Mann vorstelle, der früher auf dem Wege des gemeinen Menschenverstandes ein praktisches Leben geführt und seine Studien nach einer natürlichen, angebornen Methode getrieben, später aber theoretische Bedürfnisse empfunden und sich nach den neusten physischen, chemischen, philosophischen Methoden auszubilden angefangen. Ob ich mich an ihm irre, wird die Folge zeigen. Vor allem wünscht' ich zu erfahren, wie alt er ist; denn freylich wenn das, was er jetzt angenommen hat, ganz sein eigen werden, in ihm zur Reise kommen soll, so muß er noch Jugend haben. Ich dächte daher man machte noch einige Versuche mit ihm, etwa mit denen von ihm vorgeschlagenen Werken, wenn sie noch nicht vergeben sind. Wegen der eingesandten Recension schrieb man ihm etwa folgendermaßen:

Man verkenne die Vortheile nicht, welche durch die Naturphilosophie und durch die Lehre überhaupt, woraus solche hervorragende, den physikalischen Wissenschaften im ganzen Umfange zu Theil geworden, [68] doch wünsche man erst die Haupt- und Originalschriften in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitungen recensirt zu sehen, ehe man diejenigen, welche offenbar nur daher abgeleitet seyen, aufführen könne.

Ebenso wünsche man auch im Styl der Recensionen vorerst eine Terminologie vermieden, deren Werth bey gewissen theoretischen Darstellungen man gern zugebe, die aber doch noch immer einer großen Anzahl von Lesern allzuviel Apprehension gebe, um bey der Beurtheilung der Schriften ohne weitere Vorbereitung benutzt zu werden.

Scheint Ew. Wohlgeb. Vorstehendes zweckgemäß, so könnte uns vielleicht auf diesem Wege ein brauchbarer und thätiger Mann erhalten werden. Man hätte zwar deutlicher sprechen können, aber sapienti sat, und man hört, wie er sich in einer Antwort benimmt.

Weimar am 15. Februar 1804.

G.


[Beilage III.]

Zur Nachricht. Den 7. Februar waren erst zehn Blätter unserer Allgemeinen Literaturzeitung in Göttingen.

Haben Ew. Wohlgeb. die Güte, was Sie an mich gelangen lassen, auf einen solchen gebrochenen Bogen zu schreiben; dagegen werde ich meine Antwort wie heute geschehen einrichten.

[69] Die Voßische Angelegenheit wird sich auf eine sehr erwünschte Weise entscheiden.

Möchten Sie wohl dem Sohn die Recension der Mythologischen Briefe überlassen?

Weimar am 15. Februar 1804.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-93BE-8