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An Christian Gottlob Voigt

Stäfe am 17. Octobr. 1797.

Wir sind von unserer Reise, auf der wir die vier kleinen Kantone Schwytz, Uri, Unterwalden und Zug durchstrichen haben, glücklich zurückgekommen. Das Wetter hat uns sehr begünstigt und ein ziemlich umständliches Tagebuch wird künftig zu mancherley Unterhaltung Gelegenheit geben. Jetzt ist man hier am See in der Weinlese begriffen, die um desto mehr die Menschen erfreut, als der Wein im hohen Preis ist und stark ausgeführt wird. Seit einigen Tagen sind die Nachrichten vom Rhein her beunruhigend, und die Franzosen scheinen selbst an die Schweizer Händel zu suchen; sollte der Krieg wieder angehen, so ist ein ungeheures Unheil zu befürchten. Indessen wünschte ich Ihnen nur einen Blick von dem kleinen Balkon meines Zimmers in die äußerst cultivirten Besitzungen dieses Orts, den daran stoßenden See und die jenseitigen Ufer. Ich sende Serenissimo eine nähere Beschreibung und wünsche daß [335] Sie solche lesen. In acht Tagen wird sich's entscheiden, was wir wegen unserer Rückreise zu beschließen haben, da die ganze Welt ringsum sich wieder zu verwirren drohet. Am Ende bleibt uns wohl nur der Weg, den Wieland vor einem Jahre nahm. Wer hätte denken sollen, daß man in der Schweiz nochmals in Gefahr käme von Deutschland abgeschnitten zu werden! Daß wir auf unserer Reise brav Steine geklopft haben, können Sie leicht denken und ich habe deren fast mehr als billig ist aufgepackt, wie soll man sich aber enthalten, wenn man zwischen mehreren Centnern von Adularien mitten inne sitzt. Unter mehrern bekannten Dingen bringe ich auch einige seltne und vorzüglich schöne Sachen mit. Ich wünschte, schon läge Alles ausgepackt vor Ihnen und ich genösse Ihre Unterhaltung wieder. Doch die Zeit wird auch kommen und wir wollen ihr ruhig entgegen gehn. Leben Sie indeß mit den werthen Ihrigen, denen ich mich bestens empfehle, recht wohl.

Stäfe am 17. Oct. 97.

Prof. Meyer empfiehlt sich zum besten.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-93C0-D