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An Sulpiz Boisserée

Es ist ein so löbliches als erfreuliches Resultat fortgesetzter Forschungen daß eine Entdeckung die andere aufklärt, und so wollen wir uns erfreuen, daß Johannes Secundus, das schöne poetische Talent, auch alles als Künstler oder wenigstens Dilettant im Plastischen erscheint. Man sieht in seinen Schriften so wie in seinem kurzen Leben den Abglanz des unvergleichlichen sechzehnten Jahrhunderts; welche Menschen haben da nicht zusammengewirkt! Unter seinem Bildnisse, dessen Sie erwähnen, steht:

Praevenit cita mors at, docti dextra Scorelli

Quam dederat, vitam laedere non potuit.

Ich hätte niemals geglaubt daß das Verdienst dieses Scorellus mir so anschaulich werden könnte, als es durch ihre Sammlung geschehen ist. Nun müßten Sie auch noch zu vielen anderen glücklichen Ereignissen eben dieses Bild auffinden und acquiriren.

[227] Ich habe aus jener Zeit viele Profilabbildungen von Männern und Frauen, genannten und ungenannten, nun käme es darauf an, ob sich Spuren fänden, ihm eins und das andere zuzueignen.

Mein Vorsatz ist nunmehr, mit Jubilate mich in die böhmischen Gebirge zu versenken. Der Winter, den ich, obgleich in guter Gesellschaft, fast ganz in meinem Hause zugebracht, ist mir doch zuletzt ein wenig lang erschienen; indessen hab ich sehr vieles vorgearbeitet, was den Sommer über zur Reise gedeihen mag. Ihre großen Zeichnungen gehen auf alle Fälle vor meiner Abreise wieder zu Ihnen zurück; wünschen Sie sonst noch etwas, so sagen Sie es bald. Denn ich muß auch noch nach Jena und am Ende wird es immer tumultuarisch, man habe auch noch soviel vorgearbeitet, und somit abermals die besten Grüße und Wünsche.

und so fort und für ewig

W. d. 3. Ap. 1820.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-93DA-6