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An Carl Ernst Schubarth
Lassen Sie mich, mein Werthester, Ihrem letzten Schreiben vom dritten März Folgendes erwidern.
Auf Ihr erstes worin Sie den früheren Gedanken, an der Ausgabe meiner Schriften Theil zu nehmen, wieder erneuerten that ich den Vorschlag Sie möchten sich mit Wahrheit und Dichtung beschäftigen, ob ich schon die ersteren poetischen Bände einem benachbarten Freund übergeben hatte. Ich dachte mir hiebey einen Versuch: inwiefern es möglich seyn dürfte durch zwey Personen dieses Geschäft fortzuführen.
Allein bey näherer Betrachtung fand sich viele Bedenklichkeit: man mußte sich vorerst über Rechtschreibung der deutschen Worte, sodann der aus fremden [149] Sprachen entlehnten vergleichen, ferner über Flexion, worin ich mir manches Willkürliche erlaubt habe; die Interpunction kommt alsdann in Betracht; und sollten nicht in den meisten dieser Dinge zwey vorzügliche Männer verschiedenen Überzeugungen nachgehen? Wer sollte zuletzt entscheiden? und würde ich nicht gerade, indem ich einer solchen Bemühung auszuweichen gedenke, sie dadurch auf mich heranlocken?
Über diese Betrachtungen, und wenn sie mir auch dunkel vorschwebten, ging ich in meinem vorigen Briefe hinaus, weil der Wunsch, mit Ihnen wieder in eine nähere Verbindung zu treten, mir allzulebhaft wurde.
Nun aber gesellt sich zu dem Vorigen noch Ihre Entfernung von literarischen Hülfsmitteln, die Orts-Entfernung, die uns scheidet, und die Ungewißheit Ihres Aufenthaltes. Wenn ich nun dieß zusammen bedenke und überlege, wie es in meinen Jahren immer nöthiger wird, alles, worauf ich zu wirken habe, nah zu halten, zu vereinigen und die Geschäfte so gut als möglich abzuthun; so wird es mir zur Pflicht Ihnen dieses gleichmäßig vorzulegen.
Ich muß auf gar vieles verzichten, in Betracht daß ich mit jedem Tage auf mehreres zu verzichten habe. Möge Ihrem Lebensgange bald eine günstigere Sonne leuchten.
ergebenst
J. W. v. Goethe. [150]