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An Friedrich Schiller

Zu dem Bürgerdecrete, das Ihnen aus dem Reiche der Todten zugewendet worden, kann ich nur in so fern Glück wünschen als es Sie noch unter den Lebendigen angetroffen hat, warten Sie ja noch eine [84] Weile ehe Sie Ihre verewigten großen Mitbürger besuchen. Herr Campe scheint an der gefährlichsten aller Tollheiten, so wie noch mancher gute Deutsche, krank zu liegen. Leider ist dagegen so wenig als gegen eine andere Pest zu thun und zu sagen.

Das schöne Wetter ruft mich jeden Tag zu Ihnen und ich benutze mein Hierseyn so gut ich kann. Ich habe die Insecten wieder vorgenommen und auch meine Mineralien geordnet. Wenn man so viel zusammenschleppt und nur eine Zeit lang ansteht das eingebrachte einzurangiren, so weiß man bald nicht wo man sich lassen soll.

Meyer ruckt mit seinen Arbeiten vor und es wird bald ein Bändchen zusammen seyn.

Nach den neusten Begebenheiten in Italien und in der Schweiz bin ich vollkommen über unsern Rückzug getröstet, auch wird es der Sache nicht schaden, wenn das was wir gesammelt fragmentarisch heraus kommt. Das Publikum nimmt so was einzelnes immer besser auf, und einen methodischen Überblick kann man auf dem Wege immer auch einmal geben. Die Einleitung dazu wird wohl meine erste Arbeit in Jena seyn, da ich denn auch das Schema sowohl über das theoretische als über das Erfahrungsganze, das schon entworfen ist, noch besser ausarbeiten werde.

Meine Betrachtungen über organische Naturen, so wie über die Farbenlehre arbeiten jenen Kunstbetrachtungen entgegen und eine zweyte Ausgabe des Cellini[85] wird an Meyers Arbeiten über die florentinische Kunstgedichte mit wenigen bedeutenden Noten angeschlossen.

Da ich wohl der Einleitung die Form einiger Briefe an Sie, mein werthester Freund, geben möchte, so wäre es recht hübsch wenn Sie auch bey dieser Gelegenheit ein Wort an uns sagten, um eine Aussicht zu geben daß Sie auch mit Ihren Arbeiten künftig wohl mit uns zusammentreffen möchten. Denn da uns das Jahrhundert von außen noch manche Hindernisse in den Weg zu legen scheint, so ist es desto nöthiger von innen einstimmig und unverrückt zu wirken.

Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 3. März 1798.

G. [86]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9464-8