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An Carl Friedrich Zelter

Nicht einen Augenblick säum ich zu melden, daß der willkommenste Gast im Bilde glücklich angelangt ist und große Freude gebracht hat, aber für jetzt nur mir allein, denn er wird bis zum 28. secretirt und alsdann ehrenvoll ausgestellt.

Vor allem aber Dank dem Künstler, welcher in dem würdigen Freund zugleich den aufmerkenden und dirigirenden Meister wahrhaft und kunstreich überlieferte. Dank und Segen.

treu freudig

Der Deine

Weimar den 14. August 1827.

Goethe.

Fortsetzung.

So eben als ich siegeln will, kommt Herr La Roche und bringt mir Gruß, Brief und Paquet. Deshalb ist nothwendig noch einiges hinzuzufügen.

Zuvörderst also der Dank für die Silbermünzen, welche um desto willkommener sind als gerade in diesen Tagen ein ganz neuer, wohlüberdachter Münzschrank angekommen ist, wo sie denn, an Ort und Stelle rangirt, gleich einen doppelten und dreyfachen Werth gewinnen.

Des guten Rösels zwiefache Sendung ist freylich bey mir angekommen, der Dank aber bey meiner[15] gränzenlosen Expeditionsnoth, obgleich wohl empfunden, doch leider zurückgeblieben. Hält er, wie du sagst, fest im Glauben und sendet einiges zum Geburtstage, so nehm ich davon Veranlassung, ihm ein paar Medaillen zu schicken und ein freundliches Wort zu sagen.

Unser La Roche kann mit seinem Berliner Aufenthalt sehr wohl zufrieden seyn; auch deine Worte über ihn werden, wenn ich sie mittheile, ihm und seinen hiesigen Gönnern große Freude machen. Dein Bild hab ich wieder zugenagelt, es hat es außer mir niemand gesehen; indem ich dir für deinen persönlichen liebevollen Gedulds-Antheil daran herzlich danke, muß ich gestehen: daß ich es sehr brav und tüchtig finde; es wird schwerlich eine solche Übereinstimmung zwischen Gestalt und Sinn, zwischen Bewegung und Bedeutung, zwischen Absicht und Ausführung so bald wieder gefunden werden. Herr Begas, der mir bisher ein bloßer Name war, ist mir nun erst ganz eigentlich zu einem mitlebenden vorzüglichen Künstler geworden. Danke ihm vorläufig zum besten.

Ich läugne nicht, daß es mich manchmal peinigt, in den Jahren, wo man etwas zu verstehen anfängt, von einer nur wenig entfernten Mitwelt ausgeschlossen zu seyn und mich mit Namen, historischen Daten und Relationen begnügen zu müssen. Indessen habe den besten Dank für deine Theaterandeutungen; da ich auf diesen Sinnengenuß Verzicht thue, so ist es mir dagegen [16] wahrhaft wohlthätig, wenn man mir dergleichen vor den Verstand, zur innern Anschauung bringt.

Das Kärtchen an Herrn Mendelssohn-Bartholdy besorgst du gefällig; nächster Tage schreibe ich ihm ausführlicher, so wie ich manches Andere in diesem Monat zu vollbringen hoffe, worunter einiges dir künftighin Freude machen soll.

wie oben und überall

Weimar den 14. August 1827.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Carl Friedrich Zelter Fortsetzung.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9466-4