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An Johann Friedrich Cotta

Die übersendete Probe des Drucks möchte wohl im Ganzen für lesbar und annehmlich zu halten seyn, ob sie gleich so modern und lustig aussieht, als [75] wir es im nördlichen Deutschland gewohnt sind. Dabey will ich Ihnen völlig überlassen, was Sie etwa durch neue Schrift und sonstige Einrichtung zum guten Ansehen der Ausgabe weiterhin besorgen wollen.

Weit mehr liegt mir am Herzen die Correctheit des Druckes. Auf dem zurückgehenden Blatt sind schon ein paar Dinge zu bemercken, und ich muß gestehen, daß mich das erste Stück der Schellingschen neuen Zeitschrift in Furcht und Schrecken gesetzt hat, wo entstellende Druckfehler den Leser, der nicht sein Buch corrigirt hat, oder es nicht durch Correcturen verderben will, äußerst irre führen.

Zwar sind Sie in Oberdeutschland nicht allein mit dem Übel geplagt. Hinter Bartholdy's reisen, in der Realschulbuchhandlung zu Berlin gedruckt, stehen drey Blätter Druckfehler und man kann wohl sagen, daß dieser wackre Reisende von der Nachlässigkeit des Correctors mehr gelitten hat, als von allen Türen, Griechen und Arnauten zusammen.

Selbst Cartone sind ein schlimmes Mittel. Öfter werden sie auf ander Papier gedruckt und beym Aufschlagen guter Exemplare, empfunden. Ich muß Sie daher nochmals inständig bitten, da von unserer Seite nichts versäumt werden soll, einem sorgfältigen Mann die Revision zu übergehen, der aber freylich nicht etwa nach seiner Art wieder hinein zu corrigiren und interpungiren hat.

[76] Möglich wird es denn doch auch in Ihrer Gegend correct zu seyn. Denn seitdem die allgemeine Zeitung in Ulm gedruckt wird, lies't sie sich viel besser, da vorher fremde Namen, technische und ähnliche Ausdrücke, meistens verdruckt waren, worüber denn mancher böttigerische Spaß verloren ging. Verzeihen Sie, daß ich dieses Umstands weitläufig gedenke. Was kann mir aber mehr am Herzen liegen als dieses? Sie werden an der Sorgfalt, womit Wilhelm Meister durchgegangen ist, unsern Ernst sehen, etwas Reinliches zu liefern. Thun Sie das mögliche, mir jene schmerzlichen Empfindungen zu ersparen.

Der erste Band kann auch Anfang Decembers abgehen. Ich gern noch bey mir, weil sich hier und da noch ein kleines Gedicht zum Einschalten findet. Ich habe freylich diese Dinge von jeher mit zu weniger Sorgfalt behandelt.

Den Faust, dächt' ich so schwer, daß etwas geleistet werde, was dem Sinne und dem Tone nach zu einem Gedicht passt. Kupfer und Poesie parodiren sich gewöhnlich wechselweise. Ich denke, der Hexenmeister soll sich allein durchhelfen.

Indessen an der Donau die wundersamsten Dinge geschehen, füllt sich unser Thüringen mit Soldaten. Das incalculable der Zustände läßt Furcht und Hoffnung in suspenso und jederman sucht nur über den Augenblick hinzukommen. Sagen Sie mir manch- [77] mal Ihre Ansicht, auf die ich immer viel Vertrauen hegte.

Das beste Lebewohl.

Jena d. 25. Nov. 1805.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9482-4