4/843.

An Charlotte von Stein

Ihre Weste trag ich bey ieder Feyerlichkeit, ich möchte ein ganz Gewand haben das Sie gesponnen und gewürckt hätten um mich drein zu wickeln.

Ich schicke Ihnen was von Egmont fertig ist, und alle meine andre Sachen, heben Sie mir sie auf. Da ich zulezt von Ihnen ging schied ich ungerner als Sie mich liessen, denn ich wusste dass ich Sie sobald nicht wiedersehen würde. Wir verreisen und zwar eine gewünschte und gehoffte Reise, wie wir einen Schritt vorsezzen sollen Sie Nachricht haben. Und Sie schreiben mir auch hoff ich. Leben Sie wohl. und recht wohl.

Gestern hab ich der Herzoginn Louise eine Zeichnung von mir gegeben, da ich bey der lezten Ausstellung nichts vorlegen konnte. Sie verzeihen mir die Untreue. Dafür sollen Sie von der Reise manches sehen, wills Gott. Gestern war in Ettersburg Euridice eine Parodie, nach dem Englischen von Einsiedel. es machte sich recht hübsch und Wedel spielte den Orpheus recht brav. Weil doch ieder auf sich zurückkehrt, so hoff ich er soll künftig den Crugantino spielen, so haben wir die ganze Claudine besezt.

NB der Herzog hat Schnaufen, Lynckern und mir den Geheimdenraths Titel gegeben, es kommt mir wunderbaar vor dass ich so wie im Traum, mit dem[58] 30ten Jahre die höchste Ehrenstufe die ein bürger in Teutschland erreichen kan, betrete. On ne va jamais plus loin que quand on ne scait ou l'on va. Sagte ein groser Kletterer dieser Erde.

Adieu, wenn Sie noch in Kochberg sind wenn wir zurückkommen, seh ich Sie gleich. Grüsen Sie alles. Adieu.

Wir gehen erst künftigen Sonntag also erwart ich noch ein Wort von Ihnen.

Weimar d. 7. Sept. 1779.

G.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1779. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-94A0-D