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An Johann Friedrich Krafft

Diesen Monat bin ich wenig nach Hause gekommen und finde nunmehr Ihren Aufsatz. Ihrer Noth habe ich nicht vergessen. In Ilmenau hab ich mich nach einem Aufenthalt für Sie umgethan und das nothwendige würden Sie daselbst für 100 Thlr. haben, wofür ich mich von Viertel- zu Vierteljahren verbürgen würde; einiges Taschengeld würde sich denn [24] auch finden. Nur muß ich Ihnen aufrichtig wiederholen, zu keinem guten Dienste kann ich Ihnen nicht Hoffnung machen; sollten Sie mir in herrschaftlichen Aufträgen, deren ich in jener Gegend habe, an Hand gehen können; so würde ich im Falle sein, Ihnen auch etwas dafür zu reichen, es wäre eine Erleichterung und ein Anfang. Vielleicht fügt sich etwas weiter. Ihre Wohnung wäre in einem Bürgerhaus, allein Ihr Tisch auswärts bei andern rechtdenkenden braven Leuten, Jedermann würde Ihnen gut begegnen und es wäre wenigstens ein Schritt näher. Denn in Lotterie-Sachen ist wohl schwerlich bei uns zu hoffen. Dabei gesteh ich Ihnen, daß ich wünsche, daß das Wenige, was Sie von mir haben, in des Herzogs Landen verzehrt werde, da ich es von daher nehme.

Hier schick ich das Osterquartal, sehe aber wohl, daß Sie die Zeit her wieder schuldig worden sein werden, und daß es höchstens zur Reise hinreichen mag.

Entschliesen Sie sich bald. Der Vorschlag wird Sie wenigstens der Ruhe näher bringen, wenn er Ihnen auch weiter keine Aussichten giebt, an äußerlicher Achtung und Wartung in Krankheit wird's Ihnen nicht fehlen. Wir hoffen, daß das Bergwerk wieder in Umtrieb kommen soll, vielleicht giebt's dabei etwas zu thun. Um alsdenn empfohlen werden zu können, ist's nothwendig, daß Sie schon einige Zeit im Lande sind. Antworten Sie mir bald, erkundigen [25] Sie sich nach dem Wege. Alsdenn sollen Sie das Nähere von mir hören.

Ihre Schrift über Lottos ist recht sehr gut, sie zeugt von Ihren guten Einsichten und Gesinnungen.

Ich darf Ihnen die Geduld empfehlen, da Sie überzeugt sind, daß ich gern das Mögliche für Sie thue.

Weimar, den 26. März 1779.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1779. An Johann Friedrich Krafft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-94B9-8