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An Charlotte von Stein
d. 1. Sept. 1785.
Heute bin ich den ganzen Tag zu Hause geblieben, auch hab ich niemanden nichts zu sagen. Dir muß ich noch einige Worte hinschreiben. Ich bin in meine Vorderstuben gezogen um die Scene zu verändern, ich will solange da wohnen biß Camin und alles fertig ist und die Winter Einrichtung im Stande.
Verzeih daß ich gestern Abend nicht mit dir ging ich hatte meinen Zahn verbissen und wollte von dem Schmerz nichts mercken lassen, ietzt ists wieder gut.
[83] Das Mikroscop ist ganz fürtrefflich, und so bequem als möglich, du kannst alles auf alle Weise drunter bringen und ich habe es noch wenig geübt. Die dunckeln Obieckte besonders freun mich mit ihren natürlichen lebhafften Farben. Es wird uns grose Freude machen.
d. 3. Sept. früh.
Gestern habe ich mich herzlich deines Briefgens und Andenckens erfreut und heute sollst du auch von mir hören, du innigst und einzig geliebtes Wesen, ich mag doch sehen und seyn wie ich will gegen dir ist mir alles fremd.
Ich bin fleisig und packe auch nebenher meine Steine aus und bringe sie in Ordnung, und bin den ganzen Tag für mich. Heute ist des Herzogs Geburtstag und Ausstellung.
Eben erhalte ich dein liebes Briefgen, mit den gelinden Vorwürfen. Du süse! laß dich nicht irre machen denn ich bin doch dein. Alles befestigt mich nur mehr an dich.
Könnte ich nur indessen meinen Wilhelm ausschreiben! das Buch wenigstens, ich habe das Werck sehr lieb, nicht wie es ist, sondern wie es werden kann.
Hier schick ich dir ein Gedicht zu meinem Geburtstage. Von Fritzen hab ich noch keine Nachricht. Lebe wohl. Ich bin immer in Gedancken und der beste Theil ist an dich gerichtet. Ich werde wohl nicht nach Ilmenau gehen sondern Voigts hinschicken.
[84] Adieu. Behalte mich recht im Herzen. Bleibe wohl. und laß mich offt von dir hören.
G.