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An Bettina Brentano
Weimar den 20. April 1808.
Auch gestern wieder, liebe Freundinn, hat sich aus Ihrem Füllhorn eine reichliche Gabe zu uns ergossen, gerade zur rechten Zeit und Stunde: denn die Frauenzimmer waren in großer Überlegung, was zu einem angesagten Fest angezogen werden sollte. Nichts wollte rechts passen; Als eben das schöne Kleid ankam, das den sogleich nicht geschont wurde. Nehmen Sie recht vielen Dank von uns dafür. Da unter allen Seligkeiten, deren sich meine Frau vielleicht rühmen möchte, die Schreibseligkeit die allergeringste ist; so verzeihen Sie, wenn sie nicht selbst die Freude ausdrückt, die Sie ihr gemacht haben. Wie mager es bey uns aussieht fällt mir erst recht auf, wenn ich umherblicke und Ihnen doch auch einmal etwas freundliches zuschicken möchte. Darüber will ich mir nun also weiter kein Gewissen machen, und auch für die gedruckten Hefte danken.
[49] Es war mir sehr angenehm zu sehen, daß man den Finanzgeheimeräthlichen, Jacobinischen Israels Sohn so tüchtig nach Hause geleuchtet hat. Können Sie mir den Verfasser der kleinen Schrift wohl nennen. Es sind trefflich einzelne Stellen drinn, die in einem Plaidoyé von Beaumarchais wohl hätten Platz finden können. Leider ist das ganze nicht rasch, kühn und lustig genug geschrieben, wie es hätte seyn müssen, um jenen Humanitätssalbader vor der ganzen Welt ein für allemal lächerlich zu machen. Nun bitte ich aber noch um die Judenstädtigkeit selbst, damit ich ja nicht zu bitten und zu verlangen aufhöre.
Was Sie von Molitor zu sagen gedenken, wird mir sehr angenehm seyn. Auch durch das letzte was Sie von ihm schicken wird er mir merkwürdig, besonders durch das was er von der Pestalozzischen Methode sagt. Leben Sie recht wohl! Haben Sie tausend Dank für die gute Aufnahme des Sohns und bleiben den Eltern günstig.
G.