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An Carl Gustav Carus

Ew. Wohlgeboren

die angenehmen Bilder zurücksendend, füge ich zugleich den schriftlichen Aufsatz hinzu; beide stehen in dem reinsten Bezug und deuten auf ein zartes gefühlvolles Gemüth, das in sich selbst einen wahren haltbaren Grund gefunden hat. Die hiesigen Kunstfreunde wallfahrteten fleißig zu dieser lieblichen Erscheinung und eigneten sämmtlich mit Behagen und Zufriedenheit jeder sich das Seinige zu. Haben Sie daher sehr vielen Dank für die Mittheilung, wobey ich nur wünsche, daß die zarten Arbeiten wieder glücklich zu Ihnen gelangen mögen, worüber mir gefällige Nachricht erbitte.

Die so wohl gedachten als schön geschriebenen Briefe über Landschaftsmahlerei sollten Sie dem Publicum nicht vorenthalten; sie werden gewiß ihre Wirkung nicht verfehlen und für die mannichfaltigen Anklänge der Natur das Auge der Künstler und Liebhaber glücklich ausschließen.

Wenn ich nun von der andern Seite betrachte, wie tief und gründlich Sie das organische Gebild erfassen, wie scharf und genau Sie es charakteristisch darstellen, so ist es wirklich als ein Wunder anzusehen, daß Sie bey solcher Objectivität so gewandt sich zeigen in demjenigen, was dem Subject allein anzugehören scheint.

[23] Der ungeachtet ihrer deutlichen Zeichnung in den Druckerstock sich eingeschlichene Fehler läßt sich leider nicht wieder herstellen, daher werde das erratum bemerken, wie Sie es angezeigt haben. Lassen Sie mir von Zeit zu Zeit, wie Ihre Tafeln fertig werden, einen Abdruck sehen, damit ich die Ungeduld auf Ihr erst in einem Jahre zu hoffendes Werk einigermaßen beschwichtige.

Das neueste Heft meiner Morphologie etc. übersende nächstens.

treulich theilnehmend

Weimar den 20. April 1822.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Carl Gustav Carus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-95FA-E