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An Johann Heinrich Meyer

Möchten Sie, lieber Freund, die Damen ersuchen, über die bewußte Sache ganz ruhig zu seyn. Ich will alles aufs beste arrangiren: denn ob ich gleich manchmal davon gehe wie die Katze vom Taubenschlag, so mag ich doch wo möglich nicht gern Jemand compromittirt wissen, und gerade dieses gegenwärtige Verhältniß [355] wird sich recht artig machen. Ich komme auf alle Fälle wieder nach Weimar ehe ich weiter gehe, und dasjenige wovon die Frage ist, wird sich auf mehr als eine Weise leicht machen lassen. Sagen Sie nur: ich wünschte, man möchte sich des Künstlers und seines Talents mit der größten Freyheit bedienen.

Nichts ist natürlicher, als daß der gute Stieglitz mit seinen Bemühungen sich uns ganz gleichförmig präsentirt, da unsre Spiegel überein geschliffen sind. Man müßte, wenn man öffentlich von seiner Arbeit reden wollte, gar wunderliche rhetorische Tournüren zu Hülfe nehmen. Ich hatte mir aus gutem Willen schon einige gedacht, die ich mittheilen würde. Besser aber ist's, daß dieser Kelch an uns vorbey gehe.

Meinen Zustand würde ich gar nicht schelten: denn es ist seit meinem Hierseyn, ohne ein besondres Wohlbefinden, doch immer soviel zuwege gebracht als ich wünschen konnte. Wenn ich nach Carlsbad kommen kann, auch nur auf kurze Zeit, so glaube ich auf diese 365 Tage wieder geborgen zu seyn, und das will schon sehr viel heißen.

Gedenken Sie mein und sagen mir von Zeit zu Zeit etwas Erfreuliches.

Jena den 9. Juni 1809.

G. [356]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9617-6