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An Charlotte von Stein

Liebe Frau ich war heut Nacht von einem Teufels Humor zu Anfange. Es drückte mich und Louisen dass Sie fehlten. Die Keller und die niedliche Bechtolsheim konnten mich nicht in Schwung bringen. Carl gab mir das Zettelgen, das machte die Sache ärger, mich brannt es unter den Sohlen zu Ihnen zu laufen. Endlich fing ich an zu miseln und da gings besser. Die Liebeley ist doch das probatste Palliativ in solchen Umständen. Ich log und trog mich bey allen hübschen Gesichtern herum, und hatte den Vorteil, [23] immer im Augenblick zu glauben was ich sagte. Das Milchmädgen gefiel mir wohl, mit etwas mehr Jugend und Gesundheit wäre sie mir gefährlich. Die Niedlichkeit der Italiänischen Blumenkränze stand der Gräfin Görz nicht besser zu Gesicht und Taille, als die Festigkeit und Treue Coucis ihrem Manne. Die Herzoginn Mutter war lieb und gut, Louise ein Engel, ich hätte mich ihr etlichemal zu Füssen werfen müssen! Aber ich blieb in Fassung und krämte läppisches Zeug aus. Sie widersprach über eine Kleinigkeit dem Herzog hefftig – doch macht ich sie nachher lachen. Wir dachten an dich liebe liebe Frau. Kommst doch heut Abend.

G. [Weimar] 27. Jan. 76.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1776. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9620-0