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An Christian Gottlob Voigt

Nachdem ich heute früh meine Gedanken über die Bibliotheksangelegenheiten abgeschickt hatte, fuhr ich fort darüber zu denken und die Sache im ganzen anzusehen. In einigen Tagen hoffe ich einen kleinen Aufsatz zu übersenden, thue aber hiermit eine vorläufige Anfrage.

Mein Wunsch wäre daß wir die Doubletten bald möglichst los würden, theils um Platz zu gewinnen, theils um Geld einzunehmen, theils um das Geschäft bey Seite zu lassen. Sie liegen nun vorerst unten im ehemaligen Archivgewölbe, wo man in der jetzigen Jahrszeit niemanden zum aufzeichnen hinstellen kann. [349] Sollen Sie nach und nach heraufgetragen, in die Expeditionsstube geschafft und dort aufgezeichnet werden; so sieht man, bey der Enge des Platzes, und bey der gewöhnlichen Behandlungsweise, voraus daß die Arbeit theils nicht fördern, theils andere Arbeit unterbrechen wird. Ich thue daher folgenden Vorschlag: man könnte ein Zimmer, etwa auf der Casse, ein halbes Jahr miethen, dort leichte Repositorien von ungehobelten Bretern, die nicht zerschnitten werden dürften, aufschlagen, die gebundnen Bücherstellen und numeriren. Dann könnte man das Verzeichniß machen, das jedoch in der Hälfte März fertig seyn müßte, damit der gedruckte Katalog auf die Leipziger Jubilatemesse käme, und man könnte den Termin der Auction auf den ersten Juni setzen.

Durch diese Operation isolirte man das Geschäft von den übrigen Bibliotheksgeschäften, man könnte diejenigen, die daran arbeiten, übersehen, die Bücher blieben, von dem ersten Augenblick des Numerirens, bis zum Verkauf an demselben Platz und es würde Zeit und vielleicht auch Geld erspart.

Für Verheitzung und dergl. ließ sich besonders Sorge tragen und man könnte das räthlichste verabreden. Sollten Sie diesen Plan überhaupt billigen, so würde ich etwa mit Bürgermeister Schulz sprechen, den Bauverwalter und Tischler Johler zu Rathe ziehen und die Sache so vorbereiten daß man nach nochmaliger [350] Überlegung zu einer schnellen Ausführung schreiten könnte.

Der ich einen guten und frohen Abendwünsche.

Am 21. Dec. 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9621-E