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An Christiane von Goethe

Carlsbad den 19. August 1808.

Ich muß dich nun auch in Weimar begrüßen, da du wieder daselbst angelangt bist. Ich bin noch [151] immer hier und kann nicht loskommen. Von allem was ich zu thun habe, wird immer was gefördert und dann kommt wieder etwas neues hinzu. So lehrt uns Kaaz, zum Beyspiel, allerley Malerkünste, die denn auch, so gut es gehn will, ausgeübt werden.

Demungeachtet wäre ich hier schon weg, wenn es in Franzenbrunn nicht so voll wäre, daß Niemand Unterkommen finden kann. Ich will noch acht Tage warten und dann auf Gerathewohl hinübergehen. Mit dem bestellen der Quartiere ist es eine unangenehme Sache.

Da es nun hier gegen das Ende geht, so habe ich dir verschiedenes besorgt. Das Service habe ich gestern selbst noch einmal recht dringend gemacht. Die Fabrik hat zu wenig Vorrath, und weil ihr Zeither, wegen Unreinigkeit der Masse und der Materialien zur Glasur, mehrere Brände unrein ausgefallen; so haben sie saubere ganze Service nicht zusammensortiren können. Das einzelne, es mag noch so schlecht ausfallen wie es will, verkaufen sie ins Land und besonders nach Carlsbad, wo bey so vielen Gästen eine Menge Geschirr nöthig ist und vieles zu Grund geht. In die nähern Ortschaften geht auch viel. Sie sind mit ihren Preisen etwas aufgeschlagen; doch wird das Service zu 12 Personen, wovon ich Dessert, Salzfässer und solche Kleinigkeiten weggelassen, uns mit dem Transport nicht viel über zwey Carolins zu stehen kommen. Sie haben mir versprochen die nächste Woche es abzuschicken.

[152] Auch ein hübsches Seiden Kleid habe ich dir angeschafft, ein Zeug, den sie Levantine nennen, königsblau, eine Farbe, die jetzt viel getragen wird. Es werden Kleider draus gemacht, ohne Schleppe, wie eine Art Pekesche, womit man aber überall hingeht, wenn man sich nicht ausdrücklich putzen will.

Mit den Krausen will ich bis nach Franzensbrunn warten. Die Frau bey der ich das Häubchen gekauft hatte sehr schöne Sachen von dieser Art.

Chocolate nehme ich etwas mit und was dergleichen Dinge mehr sind.

In Franzenbrunn werde ich etwa vierzehn Tage bleiben. Du kannst nur sogleich dahin schreiben. Man setzt Franzenbrunn bey Eger. Ich melde dir auch etwas von daher.

Vierzig kleine Flaschen Egerwasser will ich auch abschicken. Es ist mir jetzo ein Weg durch Fuhrleute bekannt geworden.

Ersuche doch Hofrath Meyer, daß er ein Blättchen beylegt und mir Nachricht giebt von dem Befinden der Herzoginn, wenn sie wiedergekommen. Er möchte sich aber genau darnach erkundigen. Ferner wie es sonst in Weimar aussieht. Dein Bruder schreibt mir manchmal Neuigkeiten; aber er ist ein fataler Correspondent: man erfährt nie etwas Ordentliches durch ihn, weil er meistens übertreibt, und ohne Noth ängstlich oder wehklagend ist. Grüße mir diejenigen vom Theater, die sich zu dir halten und sich freundlich meiner erinnern.

[153] Möchtest du nun, meine liebe, indem du in dein Haus zurückgekommen auch deinen guten Humor wieder gefunden haben. Ich wünsche recht schönes Wetter zum Vogelschießen und gute Unterhaltung.

Wenn die Leute dir deinen guten Zustand nicht gönnen, und dir ihn zu verkümmern suchen; so dencke nur daß das die Art der Welt ist, der wir nicht entgehen. Bekümmre dich nur nichts drum; so heißts auch nichts. Wie mancher Schuft macht sich jetzt ein Geschäft daraus meine Wercke zu verkleinern, ich achte nicht drauf und arbeite fort. Ich habe die wunderbaren Anträge die wir zusammen überlegen wollen.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9661-B