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An Barbara Schultheß
[Stäfa, 27. September.]
Du hast wohl recht: es kann niemand wissen wie eigentlich dem andern zu Muthe sey, wenn aber gleich, und dafür sey der bildenden Natur gedankt, kein Fensterchen unsere Brust wider unsern Willen durchsichtig macht, so sind doch die Worte dem Menschen gegeben, daß er, wenn er vertraut, zu seiner eignen Zufriedenheit und mit Genuß sich offenbaren kann. Wir waren zu karg, ein paar hundert Worte mehr hätten uns beyden drey Wochen Unbehaglichkeit erspart, da sie uns eben so lange Zeit ein entschiedenes Vergnügen hätten verschaffen können. Alles ist mir bisher über meine Wünsche geglückt, außer das, was ich so lebhaft wünschte: mich mit die gleich, und unmittelbar auf dem alten Flecke wieder zu finden. Vor der Hälfte Octobers werde ich kaum, nach Zürch zurück kommen und erwarte manche gute und besondere Stunde von meiner Bergreise. Meyern habe ich gefunden wie einen Steuermann, der aus Ophyr zurückkehrt, es ist eine herrliche Empfindung, mit einer so bedeutenden Natur nach einerley Schätzen zu streben und sie nach einerley Sinn zu bewahren und zu verarbeiten. Hätte ich doch auch, meine Liebe, die Überzeugung mitnehmen können daß wir uns beyde noch in demselben Fall befinden. Prüfe du diese [322] Zweifel indessen an meiner letzten Arbeit, wovon ich dir die erste Hälfte überschickte, ich habe da hinein, wie immer, den ganzen laufenden Ertrag meines Daseyns verwendet. Sollte dieses Gedicht ein Mittler zwischen uns werden, so würde mich seine Existenz um so mehr freuen. Lebe wohl und sey, bey Regen und Sonnenschein, in den nächsten Wochen meiner eingedenk, der mich entweder in den Hütten festhalten oder auf den Bergen erfreuen wird.
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