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An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Verzeihen Sie, werthgeschätztester Herr, die Bemühung die ich Ihnen, durch so mancherley Aufträge, gemacht habe und bleiben meiner Dankbarkeit gewiß, wenn auch der Erfolg nicht immer der günstigste gewesen wäre.

Ist doch vorerst unsere vornehmste Absicht erfüllt, daß wir Herrn Thouret bald bey uns sehen werden. Ich wünschte nur daß er noch vor Ende des Monats[117] einträfe, damit er auch Herrn Iffland, welcher sechsmal bey uns spielen wird, sehen und sich an dessen Kunst erfreuen könnte.

Da wir eine Krankengeschichte jener unglücklich zahnenden Person erwarten können und zwar von einem geschickten Manne, so stehe ich mit meinem Wunsche gerne zurück, der ohnehin nur die baldige Bekanntmachung eines so seltnen Falles zur Absicht hatte.

Möge doch alles für das dießrheinische Deutschland noch einen glücklichen Ausgang nehmen, daß es ohne völlige Umstürzung seiner politischen Existenz eine leidliche Verfassung erhalte und nicht, wie so viele Länder, und kürzlich wieder die Schweiz, in die Sclaverey der Franzosen falle.

Es thut mir leid daß Sie über den zufällig erbrochnen Brief nur einen Augenblick in Unruhe gerathen konnten. Wem begegnet nicht ein ähnlicher Fall? und bey dem Vertrauen, welches Sie mir eingeflößt haben, wäre, in einer weit wichtigern Sache, die einfachste Erzählung der Umstände mehr als hinreichend gewesen.

Auf den Brief selbst liegt hier eine Antwort bey, ich kann mich freylich auf die gethanen Vorschläge nicht einlassen, habe doch den Antrag nicht mit Stillschweigen übergehen wollen.

Daß unser Dannecker sich abermals mit einer Büste Ehre machen wird, daran habe ich nicht den[118] mindesten Zweifel. Bey seinem Alter so wie seiner Thätigkeit wäre eine Reise nach Petersburg, wobey er denn doch das nördliche Deutschland kennen lernte, vielleicht wünschenswerth, besonders wenn er die Ausführung seiner Modelle in dem milden und glücklichen Schwaben sich dabey bedingen könnte. Bey einer solchen Gelegenheit hoff' ich daß er uns auf alle Fälle nicht vorbey gehen wird.

Ich bitte ihn vielmals zu grüßen, so wie auch meinen vorläufigen Dank an Herrn Isopi abzustatten. Sein Vorschlag ist der Sache völlig gemäß und wir werden nun vor allen Dingen Herrn Thourets Ankunft abzuwarten haben.

Leben Sie recht wohl und empfehlen mich Ihrer lieben Frau aufs beste. Ich wünsche Ihnen einen ruhigen und fröhlichen Sommer in dem heitern Schwaben, indessen wir uns, in dem ernsteren Thüringen, noch des fortdauernden Friedens erfreun und uns so wohl befinden als es in einem Lande gehen will wo kein Wein wächst.

Weimar am 16. Apr. 1798.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Gottlob Heinrich Rapp. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9729-5