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An Sulpiz Boisserée

Was wollt ich nicht geloben, mein allertheuerster, wenn ich Sie eine Stunde sprechen könnte! Denn wie sollte mir Blat und Feder genügen! Ich muß mich nur sogleich eines mythologischen Gleichnisses bedienen: Sie erscheinen mir wie Herkules der dem Atlas, dem Prometheus zu Hülfe kommt. Wüßten Sie was ich dieses Jahr gelitten habe, Sie würden solche Bildlichkeiten nicht übertrieben finden.

Doch eigentlich ist es der schon längst gekannte, geprüfte Freund Sulpiz, der uns das unmöglichste Bauwerck als vollendet vor Sinn und Seele bringt, der uns durch das Labyrinth uralter Gewölbe und Kreuzgänge zu klarem Anblick durchführt; welcher [283] verdiente die unschätzbarste Gemäldesammlung zu erwerben, zu besitzen und nutzbar zu machen. Und dieser wendet nun sein thätiges Wohlwollen gegen mich und das Meinige!

Sie haben Sich, lassen Sie es mich gerade zu sagen, so klug als tüchtig, so edel als grandios gezeigt, und ich fange nur an mich zu prüfen ob ich meinen Danck bis an Ihre Leistung steigern kann.

Soviel für heute. Dem Urquell alles Schönen und Guten zum frömmsten und allertreusten empfelend

angehörig

Weimar d. 3. Febr. 1826.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9762-1