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An den Herzog Carl August

Unterthänigstes Promemoria.

Aus beiliegendem an Endesunterzeichneten gerichteten Promemoria werden Ew. Hochfürstl. Durchl. in Gnaden zu ersehen geruhen, was mir der Bergrath Bucholz von Ew. Hochfürstl. Durchl. Absichten auf dessen bisherigen Provisor Göttling, die mir schon zum Theil bekannt gewesen, neuerdings eröfnet hat. Wie ich nun nicht zweifle, daß gedachter Göttling Ew. Hochfürstl. Durchl. Absichten zu erfüllen, völlig im Stande seyn werde; so habe ich es für meine Schuldigkeit erachtet, gegenwärtiges einzureichen und Ew. Hochfürstl. Durchl. zu überlassen, was Höchst Dieselben etwa vorerst wegen der Summe, die er [15] während seines Aufenthaltes in Göttingen zu erhalten hätte, an die Behörde gnädigst zu rescribiren, geruhen wollen.

Was den zweyten Punckt die Anschaffung der nötigen Instrumente betrifft, so wird wohl selbiger am füglichsten bis dahin ausgesetzt werden können, bis Göttling sich mit den Wissenschaften noch bekannter gemacht, sich während seiner akademischen Laufbahn von dem, was zu einem Apparat am vorzüglichsten und nothwendigsten gehöret, unterrichtet und auf sei nen Reisen sich umgethan, woher man die Instrumente am besten und wohlfeilsten erhalten könne. Es möchte also wohl die Anschaffung derselben bis dahin aufgeschoben werden, um so mehr, als von Jahr zu Jahr neue Entdeckungen gemacht und solche Instrumente verfeinert und verbessert werden.

Indessen bietet sich doch gegenwärtig eine Gelegenheit an, wo man um einen leidlichen Preiß verschiedenes, was in der Folge sich nothwendig macht anschaffen kann.

Es hat nehmlich der Bergrath von Einsiedel während seines Aufenthaltes allhier ein chymisches Laboratorium eingerichtet und solches bei seiner Abreise hinterlassen. Es findet sich in demselben sowohl eine Anzahl guter und brauchbarer Werkzeuge und Geräthschaften, als auch solche Präparate, welche zu den mannigfaltigen Untersuchungen dieser Kunst erforderlich und nöthig sind, ingleichen einige gute Schriftsteller.

[16] Alles ist nach einem mäßigen Anschlage 122 Thlr. gewürdet und Göttling der selbiges in Augenschein genommen glaubt, daß man um den Preiß von 100 Thlr. eine sehr gute Acquisition machen werde.

Wollten Ew. Hochfürstl. Durchl. erlauben daß man dafür die erwehnten Stücke erkaufe; so würde ich mir es zur Pflicht machen, zu sorgen, daß sie in gehörige Verwahrung gebracht, für die Zukunft aufbewahrt und dereinst mit dem kleinen Laboratorio, welches Hofrath Büttner in Jena angelegt an Göttling übergeben und zum weiteren nützlichen Gebrauch überlassen würden, worüber ich mir unterthänigst Verhaltungs – Maase erbitte und mich mit lebenswieriger Verehrung und Treue unterzeichne

Ew. Hochfürstl. Durchl.

unterthänigster treugehorsamster

Johann Wolfgang Goethe.

Weimar
d. 24. Februar 1785.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-977E-5