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An Friedrich August Wolf

Weimar den 3. November 1806.

Ihr Brief von Leipzig, mein Werthester, hat uns die größte Freude erregt, und eine fast unerträgliche Sehnsucht gestillt. Bey ihnen, bey der guten Loder, auf dem Berge und selbst auf Reils Gipfel ist unsre Einbildungskraft gegenwärtig gewesen, immer aber in der peinlichen Lage, sich nichts bestimmtes ausbilden zu können. Seyn Sie daher, nach dieser Überschwemmung, auf dem Halbtrocknen gegrüßt, und lassen Sie uns nur immer fester zusammenziehen, Wir haben die ersten Stunden und Tage in einem Taumel ver- [225] lebt, so daß wir die Gefahr selbst beynahe da erst gewahr wurden, als sie fast schon vorübergegangen war. Ich habe erst den General Victor, dann die Marschälle Lannes und Augereaux im Hause gehabt, mit Adjutantur und Gefolge. Für 40 Personen Betten mußten in einer Nacht bereit seyn und unser Tischzeug ward als Leinlaken aufgedeckt. Was daran alles hängt, können Sie leicht denken. Indessen ist unser Haus dadurch erhalten worden, und ob wir gleich manches gespendet und ausgetheilt haben; so können wir wohl von Verlust, aber nicht von Schaden sprechen. So viel für heute, mit den besten Grüßen an Minchen, auch an Berger, für dessen Blättchen wir danken. Meine kleine Frau, August und Riemer grüßen schönstens. Beyliegenden Brief bitte bald möglichst nach Berlin, so wie das mystische Blättchen an die Behörde zu bestellen. Ein tausendfaches Lebewohl, mit Bitte um baldige Nachricht.

Wie sieht es in Giebichenstein aus. Ist jemand von der Familie daselbst?

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Friedrich August Wolf. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-978A-9