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An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg

Die natürliche Empfindung, mein bester, ist daß ich mich zu dir wünsche, daß ich in diesem Augenblicke des Schreibens überhoben seyn könnte, daß ich dich an mein Herz schließen und dein Leiden theilen könnte. Du hast gewiß, indem du mir die traurige Nachricht schriebst, gefühlt welchen Anteil ich an deinem Verluste nehmen würde. Die Botschaft hat mich in einer guten freudigen Stunde überlassen und mich so [63] verstimmt, daß mein Sinn noch immer auf traurige Gedancken gerichtet ist. Ich kenne das Schicksal der Menschen, es wird selten gefunden was du an ihr hattest, mögen die Kinder die sie dir zurückließ durch ein glückliches und fröhliches Wachstum, dir das Leben und die Liebe der Verlohrnen immer vergegenwärtigen und die Bemühungen deiner Geschwister und Freunde deinen Schmerz lindern.

Ich sage dir heute nichts mehr. Ich bitte dich wieder zu schreiben und mir Nachricht zu geben wo du bist. Liebe mich und laß uns solang wir leben auch in der Entfernung ungetrennt bleiben. Grüße deinen Bruder recht herzlich.

W. d. 5. Dez. 88.

Goethe. [64]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-97A8-5