41/68.
An Charles Sterling
[10. Juli 1826.]
Ihr Schreiben vom [25. Februar d. J.], mein Theuerster, hat mir und den Meinigen sehr viel Vergnügen gemacht; denn wir halten auch in jeder Entfernung Ihr Andenken hoch und werth und hätten wohl von Zeit zu Zeit gewünscht zu erfahren, wie es Ihnen ergeht.
Bey uns ist nicht alles gegangen, wie es sollte. Ottilien war gerathen um ihrer Gesundheit willen sich an's Reiten zu gewöhnen; aber ehe hievon einiger Nutzen zu spüren war, ereignete sich das Unglück, daß sie vom Pferde stürzte und sich verletzte, schon acht Wochen leidet, aber bey fortdauernder Besserung einer baldigen Genesung entgegen sieht.
Ihr hiesiger Aufenthalt, mein Werthester, hat uns Glück gebracht, denn seit der Zeit haben immerfort bildungslustige junge Männer aus den drey Königreichen [sich] bey uns eingefunden. Gegenwärtig studiren deren zwölfe hier, muntere junge Leute, in verschiedenen Graden fleißig und fortschreitend.
Durchreisende Personen Ihrer Landsleute, vorzügliche Männer und Frauen, haben wir auch mit Vergnügen bey uns gesehen und nicht ermangelt, ihren kürzeren und längeren Aufenthalt so angenehm und nützlich als möglich zu machen.
[85] Wie schmerzlich wir den Verlust unseres verehrten wie bewunderten Lord Byron empfinden, wird ein treues Mitgefühl Ihnen selbst aussprechen. Jetzt nun gar, wo der Ort, den er in Griechenland zuerst betreten, zu Grunde gegangen und vielleicht sogar das Haus zerstört ist, das der werthe Mann bewohnte.
Es bedarf keines weiteren Zusatzes, um sehr viel, ja alles zu sagen. Möge es uns Überbliebenen so wohl gehen, als die Zeiten, in die wir gekommen sind, und das menschliche Geschick, das über uns alle waltet, nur immer erlauben will.
Weimar den 30. Juni 1826.