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An Carl Emil Helbig

Ew. Hochwohlgeboren

ersehen aus der Beylage, was zu Gunsten der jungen Facius in diesen Tagen eingeleitet worden. Wenn [216] nun Dieselben die Geneigtheit hätten, die noch gewünschte Summe von 100 Thaler bey unserm gnädigsten Herrn zur Sprache und zum günstigen Entschlusse zu bringen, so würde das gute Kind auf Ein Jahr wieder gedeckt seyn, welches ihr zum großen Vortheil gereichen würde, da Herr Professor Rauch anwesend seyn wird und sich ihrer besonders anzunehmen verspricht.

In Bezug auf die Medaille, welche die junge Künstlerin fertigen soll, möcht ich die Frage aufwerfen, wo sich die Bildnisse der höchsten Herrschaften befinden, welche der treffliche Posch bey seinem Hierseyn bossirt hat. Da mein Vorschlag dahin gehen würde, unsres regierenden Fürsten Bildniß zum Avers zu nehmen; wovon das Weitere nächstens.

Zugleich wünsche durch beykommende Porcellantafel mein und der guten Künstlerin Andenken bey Ew. Hochwohlgeboren anzufrischen und zu erhalten.

Weimar den 23. Januar 1832.

Goethe.

[Beilage.]
Geneigtest zu gedenken.

Da Ihro Königliche Hoheit, unser Gnädigster Herr, der jungen Künstlerin Angelica Facius die Erlaubniß gegeben, sein Profil zu bossiren, welches wohl gerathen zu seyn scheint, so wäre nunmehr an die Medaille zu denken, welche durch Herrn Rauch zur Sprache gebracht worden.

[217] Man könnte vorerst eine kleinere veranstalten, wie die ist, welche von dem seligen Herrn ausgeprägt worden und als Civil-Verdienst-Medaille verliehen wird. Es würde dieselbe zu gar manchen Zwecken dienlich seyn. Bey der Zeichenschule z.B. sind alle zu dem Zwecke für Prämien aufgebraucht und würde daher eine neue höchst willkommen seyn.

So findet sich auch mancher Fall, wo Serenissimus eine Artigkeit erzeigen wollen, ohne gerade den Orden zu ertheilen. Ließe man sie in Goldblech ausprägen, so gäb es, wie vordem, eine Dose einen höhern Werth verliehe, mancher andern Betrachtungen nicht zu gedenken.

Hier würde ich nun auch bloß zu dem Kopfe rathen, weil er doch immer von bedeutender Größe wird. Eine Achselzierde, nach bekannter antiker Weise, würde auch gut kleiden.

Auf die Rückseite würde ich das großherzogliche Wappen wünschen, mit der Königskrone und dem Fürstenmantel. Die Inschrift: Carolus Fridericus, Magnus Dux Saxoniae, auf beide Seiten vertheilt, vielleicht mit der Jahrzahl, würde wohl schicklich gefunden. Allegorische Bezüge sind immer schwer zu erdenken, eben so wie Sinnsprüche nicht leicht auf alle Fälle passen.

Hierüber erbiete ich mich, mit Herrn Rauch zu conferiren, um eine Berechnung der Kosten, sowohl [218] der erforderlichen Materiellen als besonders auch der Ausprägung, zu erfahren und die Bestellung ohne Bedenken machen zu können.

Geriethe diese, wie kein Zweifel, so könnte man zu einer größern schreiten, welche freylich schon bedeutendere Kosten erfordert.

Vorläufig aber will ich noch eins zur Sprache bringen.

Wenn auch nicht einträglich, so ist es doch schicklich, ja nothwendig, daß der regierende Herr eine Anzahl Conventionsthaler schlagen lasse, und da würde ich dringend wünschen, daß sie mit Bildniß und Wappen geprägt würden und nicht so laconischcalvinisch, wie es in der Zwischenheit geschah. Neuerlich haben die Großherzoge von Baden und Darmstadt, auch der Herzog von Coburg ihre Bildnisse auf die Münzen prägen lassen, ja der König von Preußen verschmäht nicht, sein Bildniß selbst auf geringern Münzen zu sehen; es ist das höchste Recht der Souveränetät, dessen man sich auf eine wunderliche Weise einzeln begeben hat.

Zugleich aber müßte man sorgen, daß diese Münze auch als Kunstwerk sich dürste sehen lassen, welches um so möglichen ist, als die Physiognomie unsres Fürsten sich höchst vortheilhaft im Profil ausnimmt, wovon man sich an kleinen Modell der jungen Facius überzeugen kann.

S. m.

Goethe. [219]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1832. An Carl Emil Helbig. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-97B7-3