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An Christian Gottlob Voigt

Neapel d. 23. März 1787.

Es hätte mir nicht leicht eine größere Freude von Hause kommen können, als mir die Nachricht von dem Fortgange des Ilmenauer Bergwercks gebracht hat. Ich bin so sehr mit dem Gedancken an diese Anstalt geheftet daß mir nichts erwünschter seyn kann als zu hören daß sie glücklich fortgeht. Die Nachricht selbst kann ich nicht genug loben; jeder Mensch hat nur den Maasstab, nach dem was er wünschte selbst gemacht zu haben, und wenn ich sage: daß ich nichts davon zu thun, nichts dazu zu wünschen weiß, daß ich meinen Nahmen als wie unter einer selbst verfertigten Schrift lese; so werden Sie am Besten daraus den Grad meines Beyfalls und meiner Danckbarkeit schätzen können.

Eben so beruhige ich mich über jede Anstalt die Sie wegen des Treibseils und sonst treffen werden, es hält schwer aus einer solchen Ferne eine Meynung zu sagen. Haben Sie die Güte mir manchmal einige Nachricht zu geben und mich Ihres Wohlbefindens zu versichern. Schon vergnüge ich mich zum voraus an dem Gedancken Sie wieder zu sehn und die bekannten Fäden gemeinschaftlich in die Hand zu nehmen. So schön und herrlich diese Welt ist; so hat man doch in derselben und mit derselben nichts zu thun.

[209] Gewiß ist nicht leicht eine schönere Lage als die von Neapel und die Erinnerung eines solchen Anblicks ist eine Würze aufs ganze Leben, das Clima ist milde und recht das Element eines leichten Lebens.

Vom übrigen sage ich nichts. Es ist alles so oft beschrieben und was man sich eignes bey den Sachen denckt hängt mit so viel andern Begriffen zusammen daß man sich nicht kurz fassen kann. Es wird dereinst auf dem Thüringer Wald, bey Spaziergängen, bey einem vertraulichen Abend gute Unterhaltung geben.

Nun stehn mir noch die Tempel von Pestum und wenn es den Winden gefällt die Küsten Siciliens vor. Dagegen werd ich die heilige Woche in Rom aufgeben müßen.

Leben Sie recht wohl, Empfehlen Sie mich den Ihrigen und gedencken mein.

Ew. Wohlgeb. ergebenster G. [210]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-97BE-6