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An Friedrich Schiller

Ich danke Ihnen daß Sie mir von der wunderlichen Schlegelischen Production einen nähern Begriff geben, ich hörte schon viel darüber reden. Jedermann liests, jedermann schilt darauf und man erfährt nicht was eigentlich damit sey. Wenn mirs einmal in die Hände kommt will ichs auch ansehen.

Die Greuel des Dilettantismus haben wir in diesen Tagen auch wieder erlebt, die um so schrecklicher sind als die Leute mitunter recht artig pfuschen, sobald man einmal zugiebt daß gepfuscht werden soll. Unglaublich ists aber, wie durch diesen einzigen Versuch schon die ganze gesellschaftliche Unterhaltung an der zwar überhaupt nichts zu verderben ist, eine hohle, flache und egoistische Tournüre nimmt, wie aller eigentliche Antheil am Kunstwerk durch diese leichtsinnige Reproduction aufgehoben wird.

[132] Übrigens hat mir diese Erfahrung, so wie noch andere in andern Fächern, die Überzeugung erneuert: daß wir andern nichts thun sollten als in uns selbst zu verweilen um irgend ein leidliches Werk nach dem andern hervor zu bringen. Das übrige ist alles vom Übel.

Deswegen gratulire ich zum ersten Act, wünsche mich bald wieder zu Ihnen und kann die Hoffnung nicht fahren lassen, daß dieser Nachsommer auch für mich noch fruchtbar seyn werde. Leben Sie recht wohl. August hat sich sehr gefreut Carl und auch Ernsten wieder zu sehen, von dem er viel erzählt hat.

Weimar am 20. Juli 1799.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-97E3-1